Samstag, 13. August 2011

Natürliches und Technisches

Langsam, langsam, beginne ich die Farm meterweise zu entfilzen, hier wächst nichts, was nicht sticht! Ich habe 27 Sorten verschiedene Disteln gezählt, alle sind jetzt braun und verstreuen großzügig ihre Samen, - ich sehe mich schon die nächsten Jahre Disteln jäten! Dabei sind einige Unglaublich schön und nach einem kurzen Regenschauer, fängt eine Sorte an violett zu blühen.
Weiters wächst überall meterhoch wilder Fenchel. Paula ein Mädchen, das bei Helena Reitstunden nimmt, fragte mich ob ich nicht Fenchelpollen sammeln will, - als ich meine, das überlasse ich lieber den Bienen, erklärt sie mir, dass ihr Vater 200.- Euro für ein Kilo Pollen bezahlt! Paulas Vater gewinnt das berühmte Fleur de Sel der Algarve und beliefert weltweit Gourmet Restaurants. Jetzt sind angeblich Fenchelpollen der Renner, wird in Luxus Restaurants über Vanilleeis gestreut, das absolute Geschmackserlebnis!
Jetzt bin ich dann doch neugierig und lasse mich von Paula im Fenchelpollen sammeln, schulen. Man braucht eigentlich nur die Blüten etwas abzurebeln, dann hat man einige gelbe Körnchen auf dem Handteller. Der Geschmack ist wirklich fantastisch, ich bin kein Fan von Fenchel, aber die Pollen schmecken süß, mit einem Hauch von Fenchelaroma!
Das Sammeln wird wohl nicht mein neuer Job, ich glaube man braucht Wochen für ein Kilo, aber ein gutes Gefühl einfach in den Garten zu gehen, und diese Köstlichkeit für die eigene Küche zu holen.
Neben den unzähligen Feigenbäumen, gibt es auch noch an die 30 Olivenbäume, doch diese sind total verwildert und brauchen dringend Schnitt! Ich glaube wenn ich damit fertig bin, kann ich die nächsten 10 Jahre nur mit Olivenholz heizen!
Olivenbäume bilden Unmengen Seitentriebe, wenn man sie nicht stutzt, sehen dann mehr wie riesen Büsche, als wie Bäume aus. Ich habe mir schon eine super scharfe Handsäge gekauft und lege los, - doch so einfach ist das nicht! Erstens ist das Holz eisenhart und Zweitens wachsen in den Büschen und auch sonst überall, meterhoch total verhakte braune stachelige Büsche. Ich erkläre sie sofort zum Feind Nummer 1 auf der Quinta, - sie verhaken sich überall, die zweige stechen sogar dorch die Sohlen der Flip-Flops und bleiben überall hängen.
Ich bekomme wieder Aufklärungs Unterricht von Paula, das Dornengestrüpp ist wilder Spargel!!!! Wenn du das Zeug jetzt abschneidest, treibt es im Frühling mit jungen Spargelspitzen aus. Wenn du den jungen Spargel nicht erntest, hast du im Sommer Dornengestrüpp!
Also daran soll es nicht scheitern, auf dem Speiseplan für nächsten Frühling steht, Spargelsuppe, Spargelsalat, gebackener Spargel, Spargelrisotto.......
Helena veranstaltet bei ihrem Ponycamp auch einen Ausritt mit Piknik, - möchtest du nicht mitfahren, das ist sooo schön! Eigentlich würde ich lieber weiter arbeiten, doch da mir Helena unbedingt die nähere Umgebung zeigen will, fahre ich halt mit. Die Kinder reiten los, und eine Stunde später, folgen wir mit dem Auto, beladen mit Getränken und Salaten. Die Fahrt dauert nur 5 Minuten, wir befinden uns abseits jeder Zivilisation, hier funktioniert auch kein Handy mehr, ich bereue es keine Kamera dabei zu haben.. Natur pur, verwinkelte Hügel und Täler und ein wunderschöner kleiner Stausee. Die Kinder sind bereits angekommen und schwimmen und plantschen mit den Pferden im kühlen Nass. Anschließend werden die Pferde einfach frei gelassen und wir genießen im Schatten eines alten Baumes unser Piknik.
Die Technik auf der Farm, hat so ihre eigenen Gesetze, hauptsächlich, weil alles kaputt ist! So kann man die Dusche nur benutzen, wenn man im Garten unter den Büschen einen bestimmten Hahn öffnet, - man muss ihn nach dem Duschen gleich wieder schließen, sonst läuft die Pumpe heiß, da die Leitungen alle leck sind! Hellen flitzt herum wie eine Verrückte, wenn sie das Pumpengeräusch hört, da läuft wo Wasser!!! Die Möglichkeiten sind vielzählig, WC Spülung hängt, Schlauch bei den Pferden ist nicht fest abgedreht, da Wasserhahn kaputt, usw...., die Pumpe frisst auch viel Strom,...! Als ich dann nach der ersten Woche hier, glücklicher Besitzer der Farm war, entwickelte auch ich das Pumpensyndrom, denn ab sofort muss ich die Stromrechnung bezahlen!
Und das Ding lief und lief wie verrückt, - erst dachte ich, es ist Unicos neuer Selbsttränker, bei jedem Punmpengeräusch, - klaro, Unico trinkt. Aber dann lief die Pumpe auch wenn Unico auf der Koppel war, alles prüfen, alles ist abgedreht, die Pumpe läuft noch immer!
Schließlich lief die Pumpe, aber es kam kein Wasser aus den Leitungen, - ich inspizierte den Tank, alles stand unter Wasser, der Druckbehälter war leck! die blöde Pumpe war an einem Stecker angesteckt, der mehr als lebensgefährlich aussah, die meisten Drähte lagen blank, ein Wunder dass wir keinen Kurzschluss hatten!
Vorsichtig nahm ich das Ding vom Netzt, geschafft, jetzt ist es ruhig, aber es gibt kein Wasser! Helena ruft den Installateur an, er verspricht in einer Stunde hier zu sein, - Helen sagt noch, - siehst du wie toll die Leute hier sind, sie kommen gleich wenn du sie mal brauchst.
Es wird 3h, keiner kommt, ... Helena ruft wieder an, immer heißt es, - mais tarde, - später! Um 9h Abends, geben wir die Hoffnung auf, ... 12 Pferde haben in der Hitze viel Durst!!!!!, Also Kübel an Schnur binden, auf die Zisterne klettern, Kübel hinunterlassen, hochziehen, in alte 5l Wasserflaschen umfüllen, in Scheibtruhe verladen, im Finstern über die verstreuten Felsbrocken 500m zu den Pferden balancieren, Kübel füllen.
Diese Prozedur wiederholen wir 3x, um Mitternacht sind alle Pferde getränkt, wir fallen in die Betten!
Also, so geht das nicht, ein verlässlicher Installateur muss her, das muss alles sofort gerichtet werden!!!
Und so gerate ich an Marc, Engländer, lebt mit seiner Familie seit 15 Jahren an der Algarve, spricht Deutsch, da jahrelang in Deutschland gearbeitet und ruck zuck funktioniert alles wieder!
Im Gespräch stellt sich heraus, dass Marc nicht nur installiert sondern ein Bauunternehmen hat, Häuser komplett renoviert..........Fortsetzung folgt

1 Kommentar:

  1. Na, da siehst Du´s wieder. Es geht halt nicht ohne Umwege. Aber trotzdem schön, daß der Durst der Pferde Dir einen hoffentlich verläßlichen Partner bei Deinen Renovierungen beschert hat. Nur Mut und weiter so!!!!

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