Mittwoch, 19. Dezember 2012

Weihnacht in Portugal

Eines genieße ich hier unglaublich, - vor dem 1. Dezember ist hier absolut nichts von Weihnacht zu merken!
Keine Dekorationen, keine spezielle Straßenbeleuchtung, kein einziger Ton eines Weihnachtsliedes, kein Weihnachtliches Angebot in den Geschäften.
Dies ändert sich am 1. Dezember schlagartig, es ist als ob tausende Heinzelmännchen eine ganze Nacht lang durchgearbeitet hätten, von einem Tag auf den anderen gibt es geschmückte Straßen, Auslagen und Restaurants. Die Supermärkte türmen riesige Berge Spielzeug auf und ab sofort gibt es überall "Bollos de Rei!, den berühmten Weihnachtskuchen zu kaufen. Auch die Radio Sender bringen nun das eine oder andere Weihnachtslied, - doch im Großen und Ganzen ist es im Vergleich zu unserer Hektik, sehr ruhig und bescheiden.




Trotzdem habe ich hier oft mehr das "Vorweihnachtsgefühl" als ich es zuhause je hatte! Hier wird es ruhig und still in dieser Zeit!
 Wenn ich dann bei Salzburger Adventmusik, Kaminfeuer und friedlich schlafendem Hund meine Vanillekipferl backe, fühle ich mich unglaublich wohl und heimelig.


Obwohl es gar nicht so einfach ist in Portugal Vanillekipferl zu backen!
 Es fehlte mir einfach alles und dennoch wollte ich meine Freunde hier mit etwas typischem Österreichischen beschenken!
Problem Nr. 1, Mehl, - hier ist jedem Mehl Backpulver beigemengt!
Problem Nr.2, Butter, - die ist hier gesalzen!
Problem Nr.3 Nüsse,- gibt es zwar überall zu kaufen, aber ungerieben!
Problem Nr.4 Vanillezucker, - gibt es hier nur mit künstlichem Aroma!
Wo ein Wille da ein Weg, Freunde brachten aus Österreich Mehl und Nüsse, Vanillezucker habe ich mit echten Schoten selbst gemacht, und Butter ohne Salz gab es bei Aldi zu kaufen.
Also schritt ich munter zur Tat, doch nun hatte ich ein Problem mit meiner neuen Söhnlein Waage!
Normalerweise steht Söhnlein für Qualität, doch ich habe die Waage in Portugal gekauft und so hat sich das Deutsche Präzisions Instrument anscheinend Portugiesischen Verhältnissen angepasst und zeigt die Gewichte nur Mais or Menos, also mehr oder weniger an! Wenn man leicht auf dieses Ding von einer Waage klopft, zeigt sie je nach Laune gleich 10 dkg mehr oder weniger an.
Ja um Himmels Willen wie sollte ich da 375g Mehl und 214g Butter auswiegen?
Also mischte ich alles einfach nach Gefühl zusammen und weil ich dann schon so müde war, hatte ich plötzlich einen Gedankenblitz, - kein Mensch hier in Portugal kennt Vanillekipferl! Warum also diese Mühe mit dem Kipferl formen, Stangerl gehen doppelt so schnell und schmecken sicher genau so gut!




Gedacht getan und im Nu waren 4 Bleche köstlich schmeckender Vanillestangerl gebacken!
In den nächsten Tagen werde ich meine süßen Gaben bei den jeweiligen Krippen platzieren.

Die Krippe ist hier das Weihnachtssymbol schlechthin. Ob in Geschäften, Parks, öffentlichen Plätzen und privaten Hausgärten, überall werden Krippen aufgestellt.


Dazu muss man die Portugiesische Weihnacht verstehen,- hier kommt kein Weihnachtsmann und auch kein Christkindl oder Engel.
 Hier wird das Jesus Kind geboren, es wird am 24. Dezember in die Krippe gelegt!
Am heiligen Abend geht man zur Christmette und wenn die Familie dann zurück nach Hause geht, stürmen die Kinder zuerst zur Krippe um zu sehen ob das Christus Kind schon drinnen liegt. Denn das Christus Kind bringt Licht in jedes Haus, Liebe für die Herzen der Erwachsenen und Geschenke für die Kinder.
So wünsche ich nun allen Lesern dieses Blogs, das auch sie am 24. Dezember ein Christus Kind in ihrem Heim vorfinden das sie reich mit Licht und Liebe beschenkt!




Fortsetzung folgt............

Montag, 17. Dezember 2012

Verrückt?

Irgendwann sagte ich zu meiner Freundin Lea, einer resoluten, welterfahrenen Schweizerin, - also weißt du Lea, manchmal habe ich das Gefühl ich treffe hier nur verrückte Leute!
Na Hallo,- meinte Lea, - bist du nicht auch verrückt, oder ist es normal das eine Österreicherin mit 4 Pferden in eine fast Ruine an die Algarve übersiedelt?
Ok, - so habe ich das noch nie betrachtet, für mich hat sich das eigentlich ganz normal angefühlt!
Lea ist lustiger weise mit einem Linzer verheiratet, pendelt zwischen Genf und der Algarve, hilft und fördert junge Künstler, wann immer sie kann und hat in ihrem Garten eine wunderschöne Glas Pyramide errichtet, in der wir uns regelmäßig zum Yoga treffen.
Wenn ich meinen neuen Bekanntenkreis so betrachte, muss ich wirklich feststellen, es ist schon sehr eine illustre Gesellschaft!

Adrian und Marie haben eine wunderschöne Villa hoch über den Hügeln von Sao Bras. Doch anstatt ihren Ruhestand zu genießen, arbeiten die beiden rund um die Uhr um die Welpen die sie aus dem Müll retten aufzupäppeln und an gute Plätze in Europa zu vermitteln. Ach Helga, meinte Marie, - meine Perser Teppiche habe ich schon lange auf den Dachboden verstaut und sieh hier, mein schöner Bösendorfer Flügel, die Hunde haben alle 4 Beine fast durchgenagt! Aber was soll es, zum Klavier spielen habe ich ohnehin keine Zeit, ich habe oft dreißig Hunde im Haus! Doch irgend jemand muss sich doch um all das vierbeinige Elend hier kümmern!







Egli hat einen erfolgreichen Studien Abschluss in Philosophie und Französisch in der Tasche, jätet im Sommer Unkraut in den Gärten der reichen Villenbesitzer um das nötige Taschengeld zum Leben zu haben.
Wir sitzen in jeder freien Minute zusammen, philosophieren über Gott und die Welt, lachen und träumen und freuen uns einfach über die Sonne und das Meer.




Jutta hat portugiesischen Kleinstbauern auf die Sprünge geholfen ihre Bio Gemüse Produkte richtig zu vermarkten. Nun kann man jede Woche eine volle Kiste Gemüse für nur 5 Euro kaufen.
Achim baut gerade eine Trüffel und Pilze Zucht im Hinterland der Algarve auf, Nico zimmert verbissen an seinen Modul Holzhäusern, Martin erprobt Bio Spritzmittel aus natürlichen Ölen an den Orangenbäumen an der Algarve,- jeder einzelne hat seine Visionen.
Auch Esther hat alles in Deutschland hinter sich gelassen, beschäftigt sich hier mit Natur Kosmetik und ihr Freund Valentino aus Guinea Bissau, der zuhause eine riesige Farm mit vielen Angestellten und Arbeitern hat, lebt lieber an der Algarve.
Valentino ist fasziniert von den Steinen hier, aus denen er riesige Skulpturen zaubert. Falls gerade niemand seine Kunstwerke kauft, kommt er auch gerne zu mir um Fliesen zu legen oder Wände zu verputzen.

Eine Gruppe hat ein Theater gegründet, ich war schon gespannt auf die angeblich dreisprachige Aufführung.
Es war ein bezaubernder Abend, mit wunderbarer Musik, phantasievollen Kostümen und Schauspielern die alle je nach Rolle, Englisch, Deutsch oder Portugiesisch sprachen. Das ganze war so gekonnt inszeniert das man mühelos der Handlung folgen konnte und die Schauspieler mussten genau so viel lachen wie ihr begeistertes Publikum.
Wir alle hier leben sehr speziell, sehr individuell, aber wir leben auch sehr lebendig und es gibt immer etwas zum Lachen.

Zu diesem Thema fand ich in der englischen Zeitung ein sehr passendes Zitat von Albert Einstein:
"A question that sometimes drives me hazy;
am I, or ar the others crazy?"
Frei übersetzt, - eine Frage die ich nie durchschaue, - bin ich verrückt oder die anderen?


Eines steht jedenfalls fest, die Menschen die im Hinterland der Algarve leben, lassen sich nicht in festgefügte Normen pressen und es gilt das Motto, - Ist der Ruf einmal ruiniert, dann lebt es sich ganz ungeniert!






Fortsetzung folgt..........