Mittwoch, 29. Februar 2012

Last Minute

Als ich in meinem letzten Blog auf die Dürre und den Futtermangel hier in Portugal hinwies, bekam ich viele besorgte Zuschriften! Ich selbst habe mir innerlich kaum Sorgen gemacht, ich habe immer noch Futter für meine Pferde gefunden, manchmal in letzter Sekunde, aber es war da! Auch in Österreich hatten wir dürre Sommer, alles ausverkauft, nur Absagen, doch bevor ich gar nichts mehr hatte, traf ich zufällig jemanden, der zufällig jemanden kannte, und der Heuboden war wieder voll mit erstklassigem Futter.
So lief es nun auch hier, eine Absage nach der anderen, Portugal ist ausverkauft, doch zufällig wusste der Elektriker, den ich unbedingt noch brauchte, eine Adresse. Dort fand ich erstmal gutes Stroh, das heute geliefert wurde. Ich plagte mich unendlich, zusammen mit nur einem Burschen die riesigen Quaderballen in den Stadel zu schieben. Es war hoffnungslos, die Dinger waren einfach zu schwer. Doch Gott sei Dank hat mein Heustadel 2 offene Seiten und so knüpften wir Abschleppseile aneinander, mein braver alter Pajero erledigte die Arbeit in Minuten!
Erschöpft, schwitzend, aber glücklich, standen wir vor vollbrachtem Werk! Ich fragte den Burschen noch, - ob es bei euch auch Heu gibt, brauche ich derzeit wohl nicht zu fragen. Er schüttelte bedauernd den Kopf, nein Heu, haben wir derzeit leider nicht, außer einige kleine Ballen, aber die haben eine grüne Farbe, meinte er fast entschuldigend! Aber es riecht köstlich, fügte er dann noch hinzu, wir brauchen es nur für den Luxusstall in Villamoura, die bilden sich dieses grüne Heu ein, ich weiß auch nicht warum?
Ich musste lachen, denn für Portugiesen hat Heu eine gelbe Farbe, genau so wie Stroh!!!!
Diese kleinen grünen Ballen kosten zwar pro Stück 5,50 Euro, trotzdem habe ich gleich 30 Stück bestellt, 15 Stück kommen mit den Pferden aus Österreich, 20 Stück habe ich noch von meinem guten Lieferanten hier, - das Vaterland ist gerettet, das Überleben für die nächsten 2 Monate gesichert und dann begegnet mir mit hundertprozentiger Sicherheit das nächste Wunder, oder es regnet ganz fürchterlich und alles wird wieder grün!
Meine Bauarbeiter sind für diese Woche ausgefallen, sie hatten anscheinend besser bezahlte Jobs, doch das war auch nicht schlecht, denn so konnte ich in Ruhe alles aufräumen und mein alter Portugiesischer Stein Spezialist, konnte ungestört seine Arbeit beginnen, nämlich den Eingangsbereich zu pflastern.
Ich erklärte ihm in Ruhe meine Wünsche, fügte aber hinzu, dass nicht alles auf einmal gemacht werden kann, derzeit weiß ich nicht wofür mein Geld noch reicht und ich muss Prioritäten setzen, die Terrasse vor dem Haus ist in Planung, aber momentan nicht spruchreif!
Er meinte, wenn der Bagger nun schon hier ist, kann er zumindest alles vorbereiten, bauen können wir dann irgendwann. Ok, einerseits liebte ich diese alte kleine Steinmauer vor dem Haus, andererseits war dadurch alles beengt und eingeschlossen.
Der Bagger kam, und bevor er noch loslegte, riss er schon versehentlich die Telefonleitung durch!!!!
Super, wirklich super, genau das kann ich jetzt brauchen, meine Pferde in Österreich stehen kurz vor der Abreise, ich bekomme fast stündlich Mails mit Anfragen, Tele Nummer, Adresse, Wegbeschreibung, Ladeliste, - und ich bin Offline!!!
Doch Last Minute, wird alles wieder geregelt, der Bautrupp der PT rückt rechtzeitig an, legt eine neue Leitung, nun sogar mit Blitzableiter, weil auf einmal unbedingt erforderlich, - mir kann es recht sein!





Last not Least fiel dann noch das alte Patio der Baggerschaufel zum Opfer. Luft, viel Luft, ich hatte ein neues Haus, konnte förmlich spüren, wie die alten Energien nun Platz hatten das Haus zu verlassen und nun eine harmonische Verbindung zum Garten hergestellt wurde.

Nun , es wird noch dauern, bis hier eine gepflasterte Terrasse entsteht, inklusive einer Schilf gedeckten Pergola, die von üppig duftendem Jasmin überwuchert wird, aber es wird, es wächst, es entsteht!








Die nächsten Tage gehören auf alle Fälle gedanklich meinen Pferden, eine anstrengende Reise ins nirgendwo steht ihnen bevor. Dann beginnen anstrengende Tage für mich, in welchem Zustand werden die Pferde wohl ankommen, wie werden sie sich einleben, wie wird Unico das alles aufnehmen, wie wird Cirio, der Unico ein treuer Gesellschafter war, den Abschied verkraften?
In einer Woche werde ich es wissen, das Leben bleibt spannend bis zur Last Minute!





Fortsetzung folgt....

Sonntag, 19. Februar 2012

Alles hat zwei Seiten

Für meine Bauarbeiten herrscht fantastisches Wetter, ein Tag wie der andere, strahlend blau und heller Sonnenschein. Während meiner Abwesenheit wurde die Decke des Gäste Apartments fertig gestellt, In den letzten Tagen alle Elektro und Wasserleitungen installiert, morgen ist der Fußboden dran und dann wird schon verputzt und das Dach abgedichtet!
Der Unterstand für die Pferde nimmt auch schon Formen an, muss er auch, denn in zehn Tagen kommen meine Pferde, bis dahin muss alles bezugsfertig sein!
Letzten Samstag war es in der Früh kurzzeitig bewölkt und es nieselte etwas. Promt wollten meine Arbeiter nach Hause fahren, - der Pullover wird feucht, es ist gefährlich bei Nässe zu arbeiten, usw, .....
Ich wollte schon sagen, ja meine Herren, es gibt eine Regenjacke, ihr seid ja hoffentlich nicht aus Zucker!
Gott sei Dank mussten wir länger diskutieren wie man das Dach des Offenstalles im rechten Winkel montiert, und bis ich alle davon überzeugt hatte, wie das funktioniert, hörte es auf zu regnen und die Arbeit ging weiter.
Um die Ehre der Männer zu retten, meinte ich dann noch in meinem schlechten Portugiesisch, - ich bin kein Bauingineur, aber in meinem Kopf wohnt sehr viel Logik!
Da mussten alle Lachen und ich glaube langsam haben sie auch Respekt vor der ausländischen blonden Senhora, denn sie sehen ein, dass ich mit meinen "Vorschlägen" immer recht habe. Trotzdem brauche ich viel Fingerspitzengefühl, die Männer hier nicht zu kränken und in ihrer Ehre zu verletzten und andererseits dafür zu sorgen, dass sie keinen Pfusch bauen!
Apropos Pfusch, mein neuer Pferdestall ist kein Meisterwerk der Baukunst, - aber ich hoffe er wird seinen Anforderungen gerecht!
Das Holz ist hier so teuer,- also versuchte ich so gut es ging die alten Rundstangen des Hausdaches für den Stall zu verwenden. Dementsprechend buckelig sieht das Gebäude nun auch aus! Im Endeffekt fehlten uns noch 6 Dachlatten, die ich dann auch neu kaufte und dafür stolze 120.- Euro hinlegen musste!

Eines der größten Probleme ist, Regenwasser aus dem Stall fernzuhalten. Das dahinter liegende Grundstück liegt zwei Meter höher und bei Starkregen stürzt das Wasser in Bächen durch den Stall.
 Helena meinte einmal lachend, als sie die Pferde mit Heu füttern wollte, sei das Heu vor den erstaunten Augen der Pferde einfach weg geschwommen.
Ich finde das weniger witzig, da bei mir die Pferde auch Einstreu haben und diese ebenfalls weg schwimmt, beziehungsweise klitsch nass ist und täglich erneuert werden muss.
Also ließ ich jetzt eine kleine Rinne und eine vorgesetzte Betonwand errichten, - ob das funktioniert werde ich wohl erst beim nächsten Regenguss sehen, aber ich hoffe!



Gleich nach meiner Ankunft in Portugal, hatte ich einen Kurzbesuch von einer Freundin aus Deutschland, sie wollte nur einmal kurz in mein neues Domizil hineinschnuppern, eineinhalb Tage sind ja wirklich nicht besonders lang!
Nachdem wir die Pferde versorgt hatten, fuhr ich mit Susanne nach Tavira, einer typischen alten Küstenstadt an der Algarve. Cid der Hund begleitete uns im Kofferraum, mittlerweile sein zweites zuhause in dem er stundenlang brav schläft!
Als wir uns spontan zu einem Besuch der Illia Tavira entschieden, musste ich Cid doch ausladen, da das Auto in der Sonne stand. So ganz ohne Leine, die hatte ich zuhause vergessen, ob das mal gut geht?
Cid war brav, überquerte mit uns nach anfänglichem zögern die schmale Brücke über den Meeresarm und wir wanderten gemütlich den knappen Kilometer hinaus zum offenen Atlantik. Auf dem Rückweg benutzten wir die Schmalspurbahn, die die Gäste wieder zurück ans Ufer bringt. Ich fixierte Cid am Halsband, er schaute verwundert in die Gegend, blieb aber brav in dem offenen Bähnchen sitzen. Es trennten uns nur mehr knapp hundert Meter von unserem Auto, als Cid plötzlich beschloss eine Möwe zu jagen, den trockenen Weg verließ und freudig  mit riesen Sätzen durch den Meeres Schlick galoppierte! Oh nein, Cid, Cid, komm zurück, doch er war schon auf und davon!


So durfte ich dann einen Hund mit vier grünen Fango Packungen an den Beinen in den Kofferraum einladen!
Dem nicht genug, beschloss Cid, es sich bei unserem nächsten Aufenthalt, auf der Rückbank des Autos bequem zu machen! Ob ich das je wieder sauber bekomme,???
Susanne, aus dem kalten, wintergrauen Köln kommend, genoss natürlich auch jede Stunde Sonnenschein und blauen Himmel!
So sind wir alle glücklich über blauen Himmel und Sonnenschein,- bei dem üblichen Winterregen in Portugal währe es unmöglich das Haus und den Stall vor dem nächsten Sommer fertig zu stellen!




Die Kehrseite der Medailie ist, es gab seit Jahrzehnten keinen so trockenen Winter in Portugal! Keiner kann sich daran erinnern, dass es jemals so wenig geregnet hat. Ich selbst bin zwar kein Maßstab, so lange fahre ich noch nicht nach Portugal, trotzdem kenne ich ich dieses Land im Winter immer nur saftig grün! Jetzt werden alle Wiesen braun, wie normalerweise erst im Juni, ich muss täglich meine frisch gepflanzten Bäume bewässern, als wäre es Sommern. Selbst habe ich zwar keinen Fernseher, doch Nachbarn berichten, dass man täglich im TV Bilder von verhungernden Tierherden sieht. Die vielen Schafe, Ziegen und Rinder finden im vertrockneten Alentejo nichts mehr zu fressen. Das bewirkt natürlich akuten Rauhfutter Mangel im Land!
Diese Tatsache wurde mir bitterlich bewusst, als ich in der letzten Woche die Rauhfutter Vorräte für meine Pferde aufzustocken versuchte. Alle meine Händler waren ausverkauft, obwohl sie mir vor einem Monat noch versicherten, jederzeit gutes Heu und Stroh liefern zu können. Jetzt heißt es auf einmal, wir haben nichts mehr, fragen sie wieder im Mai, da gibt es die neue Ernte!
In zehn Tagen kommen meine 3 Pferde aus Österreich und ich habe gerade noch einen halben Ballen Stroh und einige Kleinballen Heu!
Was soll ich mir jetzt wünschen, Sonnenschein für den Hausbau oder Regen fürs Pferdefutter?????

Fortsetzung folgt...........

Freitag, 17. Februar 2012

Heimat

Schon lange geplant, doch eigentlich viel zu schnell Realität, war mein Besuch in Österreich anlässlich des Geburtstages meiner Tochter. Es war eine wilde Reise und ein wilder Aufenthalt, hauptsächlich wegen meiner etwas blauäugigen Idee, zwei, aus dem Müllkontainer geretteten Welpen mitzunehmen!
Tage vorher war ich schon nervös, ich hatte 3 Flüge vor mir und war mit den Welpen insgesamt 16 Stunden auf Reise.
Die beiden Racker, - Noah und Cuba, bewältigten die Flüge bravurös, - doch dann ging es los!
Ankunft um Mitternacht, Schnee und Minus 18 Grad, ein schnelles Pfützchen in der Eiseskälte, dann wollten wir alle drei nur mehr schlafen!
Doch Podengos, so heißt die Rasse dieser Hunde, haben Bewegungsdrang und Temperament! Frühmorgens war unsere Reiterstube in chaotischem Zustand,- Pfützchen, Häufchen, zerkratzte Holztüren, zerfetzte Papiere und das sollte in den nächsten Tagen nicht besser werden, Welpen sind Welpen, da geht immer einiges zu Bruch!
Eigentlich wollte ich diese Woche in Ruhe das Haus aufräumen, mir genüsslich ein heißes Bad gönnen, meine Tochter zum Geburtstag bekochen, Behördengänge erledigen und Sachen für die Baustelle in Portugal besorgen.
Weit gefehlt, - die schreckliche Kälte machte mir zu schaffen, die Hunde brauchten ein rund um die Uhr Service, alle meine Pläne waren gestorben, ich versuchte nur mehr das Beste aus der Situation zu machen!
Ja, es ist wunderbar alle Freunde zu treffen, endlich wieder einmal ungeniert in Österreichischem Dialekt sprechen zu können,- jedoch die Kälte, die damit verbundene Arbeit mit den Pferden, ich bin ehrlich heilfroh, hier in Portugal leben zu dürfen!
Verzweifelt versuchte ich die ganze Woche gute Plätzchen für meine geretteten Portugiesischen Hunde zu finden, - doch alle Hoffnungen zerschlugen sich.Die beiden Hunde eroberten die Herzen unserer Hofbewohner im Sturm, ich gab die Sorge für die Hunde ans Universum ab, mit der Bitte es möge sich die Beste Lösung für die Hunde und die beteiligten Menschen ergeben.
Doch da sich bis zu meiner Abreise niemand gefunden hat, der für die Hunde Sorge tragen möchte, musste ich sie schweren Herzens, einfach bei uns am Hof lassen, - denn darin waren sich alle einig, - ins Tierheim kommen diese Hunde nicht!!!
Zurück in Portugal, ist die Situation der Hundeszene noch schwerer zu ertragen! Als ich heute beim Tierarzt war um den Ellbogen von meinem Cid röntgen zu lassen, blätterte ich im Wartezimmer die Mappe mit den Bildern der zu adoptierenden Hunde durch. Es ist einfach erschütternd, - hunderte Hundeaugen, verzweifelte Blicke von Welpen, starren dir entgegen, man ist traurig, man weiß man kann nichts ändern, es ist einfach furchtbar!
So habe ich einerseits ein schlechtes Gewissen, Noah und Cuba mit nach Österreich genommen zu haben, da ich befürchte Menschen,
 die eigentlich keine Hunde wollten, mit Noah und Cuba zwangsbeglückt zu haben, andererseits bin ich froh auf diesem Wege wenigstens zwei Hunden den Fahrschein in ein besseres Leben ermöglicht zu haben!
Nach dieser sehr turbulenten und bitterkalten Woche in Österreich, packte ich spät in der Nacht meine Koffer, ich hatte gerade einmal ein Drittel der Arbeit bewältigt, die ich mir für diese Woche vorgenommen hatte und trotzdem wollte ich nur mehr weg, zurück in die Sonne, die Wärme und den Frieden meiner kleinen Farm!
Doch ganz eigenartig, - Freunde verabschiedeten sich mit den Worten, - komm gut nach Hause!  Mhmmm, dachte ich? Ich bin doch noch gar nicht weg gefahren, ein nächstes mal nach Hause kommen, liegt in weiter, weiter Ferne!  Schlagartig wurde mir klar,- alle meinten, jetzt bin ich ja in Portugal Zuhause!
Doch meine Gefühle sind ganz anders, - mit meinen Pferden möchte ich derzeit nicht in Österreich leben, im Winter vereiste Tränken, im Sommer Mücken und Bremen, hier in Portugal ist es um vieles besser.
 Ich wache Morgens auf, sehe den blauen Himmel, rieche die süß aromatische Luft der Algarve und sage Danke, dass ich hier sein darf! Ich fahre ans Meer, rieche den Atlantik, spüre die Kraft und Energie der Wellen, verfolge den Flug der Möwen ins unendliche Blau und sage Danke, dass ich hier sein darf. Ich genieße die lauen Nächte, lausche dem Gesang der Zikaden und Nachtvögel, bewundere den kuppelförmigen Sternenhimmel und sage Danke, dass ich hier sein darf, -.... doch das Wort Zuhause wird für mich immer mit Österreich verbunden sein!

Fortsetzung folgt..........