Samstag, 22. September 2012

Ende der Sommerpause

Im Sommer ruht die Algarve, sogar die Natur hält ihren Sommerschlaf!
 Während bei uns in Österreich alles blüht und gedeiht, steht hier alles still. Die Blumen hören auf zu blühen, alles zieht sich zurück und ruht.
Die Firmen haben geschlossen, die Vögel dösen im Schatten, Hunde hängen faul herum, das einzig lebendige sind die Touristen, der Flughafen spuckt täglich hunderte neue aus!
Ich genoss sie auch, diese Zeit der erzwungenen Faulheit.
Doch Anfang September erwachen die Lebensgeister langsam wieder. Schlagartig sind die Strände leer, man bekommt wieder Parkplätze direkt am Strand. Dabei ist noch immer herrlichstes Sommer Wetter und die Nächte sind so lau, dass man bis Mitternacht ohne Jacke auf der Terrasse sitzen kann.
Das Meer wird endlich richtig warm, man möchte am liebsten stundenlang schwimmen.
Doch nun heißt es wieder Ärmel hochkrempeln und alles aufarbeiten was den Sommer über liegen blieb.
Der Brand hat mich etwas aufgerüttelt, mir fiel wieder ein, dass mein Haus immer noch nicht versichert ist.
Doch wie alles hier in Portugal, ist auch das abschließen einer Versicherung eine endlose Prozedur.
Eigentlich war ich schon vor 10 Monaten im Büro des Maklers, doch er wollte Fotos vom fertigen Haus sehen.
 Nun war das Haus fertig und ich reichte alle geforderten Unterlagen ein. Ich weiß nicht mehr wie oft ich in diesem Büro war, immer wieder fehlte ein Detail, - wie zum Beispiel der genaue Abstand zu meinem Nachbarn. Also bin ich brav durch die Büsche und über Mauern geklettert um die Entfernung abzuschreiten.
Hab dann nochmals auf Google alles nachgemessen, - wozu das alles?
Der Makler erklärte geschäftig, das muss alles nach Lissabon gesendet werden, dann wird die Prämie errechnet und ich bekomme ein Angebot,. hochkompliziert!
Mein Haus enthält nur Fakten, die die Prämie erhöhen! Baujahr 1941, wird teuer, der nächste Nachbar mehr als 100m entfernt, wird teuer, ihr Haus liegt isoliert! Was, ihr Dach ist nicht aus Beton? Holzbalken, - oh das wird teuer!
Nun ja, ich wartete dann einmal gespannt auf das Angebot, das mir per Mail zugestellt werden sollte.
Nichts kam, - nach einigen Wochen fuhr ich dann nochmals seufzend ins Büro. Ah, Senhora Helga, gut das sie kommen, wir können ihnen kein Mail senden, es kommt immer wieder zurück!
Wieso, das gibt es doch nicht, sie haben doch die Kopie meines Reisepasses, ich sagte ihnen doch, - nur meinen Namen und @gmail.com
Ganz selbstsicher drehte der Makler, der nur Englisch mit mir sprach, seinen Bildschirm in meine Richtung um mir die retournierten Mails zu zeigen. Ich sah auf die Adresse und musste lachen, - alles wurde an Helga. Österreich gesendet!!
Ich fragte den verdutzten Typen auf Portugiesisch, ob er denn Jose Portugal heiße? Nein natürlich nicht!
Als ich ihn dann  aufklärte, wurde er  etwas verlegen und bequemte sich nun doch auf Portugiesisch mit mir zu sprechen.
Das soll nicht heißen, dass ich schon gut Portugiesisch spreche, aber doch meistens besser als die Portugiesen Englisch! Mein Problem ist nur, dass die Portugiesen mein Portugiesisch nicht verstehen.
Fragte ich neulich einen Arbeiter, der nicht mit seinen Kollegen zum Mittagessen ging, ob er denn Vegetarier sei? Nein, nein, war die Antwort, - ich bin Portugiese.
Aber wir lernen alle dazu,- der Makler weiß jetzt, dass Österreich ein Land in Mitteleuropa ist und der Arbeiter weiß jetzt, dass ein Vegetarier nicht ein Einwohner des Landes Vegetaria ist und ich habe endlich mein Haus versichert.

Doch nicht nur ich werde wieder aktiv, auch mein Garten erwacht zu neuem Leben, alle Pflanzen treiben neue Blätter als ob es Frühling währe. Tausende neue Blüten und Blättchen zeigen sich und sogar der Gemüsegarten belebt sich wieder. Die Tomaten haben neue Triebe und meine Kürbise produzieren eine zweite Ernte.


Höchste Zeit neue Bäume zu pflanzen und alles gut mit Kompost versorgen. Den Dünger produzieren meine Vierbeiner zur genüge, ich muss damit nicht geizen.



Langsam wird auch Zeit, dass die Pferde nicht nur Mist produzieren, sondern auch etwas arbeiten.
Sie werden zunehmend frischer, toben und springen in den kühlen Morgenstunden über die Koppel das es nur so staubt.
Dieser Staub hielt mich bislang noch vom Reiten ab, - die letzten Regentropfen fielen Anfang Mai.
Doch nächste Woche soll es endlich einige Tage regnen. Das bedeutet hier nicht Kälte und Matsch, es wird 22 Grad haben und der Staub ist endlich weg, - herrliches Wetter zum Reiten!




Fortsetzung folgt,........

Montag, 3. September 2012

Pferdefutter

Die Beschaffung von Pferdefutter in entsprechender Qualität, ist hier in Portugal ein generelles Problem.
Je länger ich hier lebe, desto mehr werden mir die Zusammenhänge klar!
Ich denke unsere Österreichischen Bauern wären auch in Portugal in der Lage ein erstklassiges Heu zu produzieren, doch die Klima verwöhnten Portugiesen hatten es anscheinend nie nötig Achtung und Sorgfalt auf die Futterproduktion zu verwenden.
Mir ist jetzt klar warum das Heu im südlichen Portugal gelb wie Stroh ist, - man wartet mit der Ernte einfach so lange, bis auch die schönste grüne Wiese dürr ist. Das geht im Mai eigentlich ruck zuck, gerade war alles noch frisch und grün, doch zwei Wochen Trockenheit und Hitze genügen und alles ist dürr und braun, - nun wird geerntet. Das erspart natürlich jedes Heuwenden, - hier wird einfach nur geschnitten und am nächsten Tag kommt die Presse, das war es dann auch schon.
Heu aus dem Norden Portugals zu kaufen, ist auch keine Lösung. Dieses Heu ist zwar wunderschön grün, doch ich ärgere mich jedesmal grün und blau, wenn ich die Heuballen aufschneide, - was da alles zum Vorschein kommt!
Farne und Laubäste, als hätte man mitten im Wald gemäht, Disteln und Brombeer Ranken, lassen mich um die empfindlichen Pferdemäuler zittern und manchmal erscheint ein Paket schimmliger Wurzeln und Erde.
Mit dem Stroh ist es auch nicht viel besser, denn anscheinend werden die meisten Felder nicht geackert bevor man die neue Saat ausbringt. So habe ich zur Zeit wunderschönes Gerstenstroh, das allerdings stark mit Sonnenblumen, die anscheinend vorher auf dem Feld kultiviert wurden durchsetzt ist.
Es ist einfach reine Schlamperei, doch die Portugiesischen Pferdebesitzer kennen es  nicht anders und bezahlen ohne zu murren Höchstpreise für das Rauhfutter.
Ich bin den Händlern schon ein rotes Tuch im Auge, da ich immer wieder reklamiere, den ganzen Schrott in Säcke packe und damit in ihren Geschäften auftauche.
Man steht dann Köpfe wiegend, mit besorgter Mine um den Haufen herum, - - sehr bedauerlich, aber wie kann das sein, alle anderen sind zufrieden, nur die Senhora Helga nicht!!!
Jedenfalls kostet es mich enorme Zeit und Geld, jeden Heuballen sorgfältig aufzuschütteln und alles Gelumpe auszusortieren, dabei wächst mein Komposthaufen gewaltig, das Geldtascherl leert sich.
Wie wichtig Rauhfutter  für die Pferde ist, machen mir meine Pferde täglich klar. Ich denke wir füttern generell viel zuviel Kraftfutter.
Ich habe mir lange den Kopf darüber zerbrochen, warum die Pferdeknödel auf der Weide binnen 24 Stunden in Brösel zerfallen, - ich denke nun habe ich das Geheimnis gelüftet!
Zuerst dachte ich die Pferde haben Würmer, aber alle sind sorgfältig entwurmt, die Weiden werden täglich abgemistet, zusätzlich zerstören Hitze und Trockenheit alle Wurmlarven. Dann dachte ich kurzfristig, es ist hier generell so, dass die Vögel jeden Mist zerpicken, doch dann fand ich alte Knödel von Helenas Pferden, die auch noch nach einem Jahr unversehrt auf der Wiese lagen.
Plötzlich begriff ich den Zusammenhang, - Helenas Pferde bekamen immer zuwenig Futter, verdauten das wenige anscheinend gründlich, somit gab es für Vögel und Käfer im Mist nichts mehr zu finden!
Ich beobachtete meine Pferde genauer und siehe da, meine Ahnung wurde bestätigt! Cleopatra, die weil ohnehin zu dick, kein Kraftfutter bekommt, macht Knödel, die auch am nächsten Tag noch Knödel sind.
Ventania, die ich vollstopfe, weil sie immer noch zu dünn ist, produziert zwar auch Knödel, aber bereits nach einer Stunde ist alles ein einziger Fladen!
Des weiteren fand ich den Zusammenhang zwischen Futter und Mähne schrubben von Filho und Unico.

Beide schrubben nicht, wenn sie kaum Kraftfutter bekommen, ein kleiner Becher mehr reicht allerdings schon aus, um binnen zwei Tagen für eine gescheuerte Mähne zu sorgen.
Das sich dies nicht nur auf das Kraftfutter bezieht, konnte ich bei Unico deutlich feststellen. Als ich im Frühsommer sein Kraftfutter auf nur ein kleines Händchen voll reduzierte, weil ich ihn nun endlich einmal rund  genug fand, wuchs seine Mähne sofort prächtig nach.
Ende Juli wurden die Alfarobas reif und Unico futterte jede Nacht fleißig auf seiner Koppel, - im Nu war die Mähne wieder weg und die Pferdeknödel zerfielen zu Brösel!
 Mit Hilfe der Nachbarn wurden schleunigst alle Bäume auf Unicos Koppel abgeerntet, - darauf stellte er sofort das Scheuern ein.
Jetzt habe ich das gleiche Problem mit den Feigen. Die kann ich weder ernten noch herunterschütteln bevor sie reif sind. Jede Nacht höre ich Unico unermüdlich an den Feigenbäumen arbeiten und jede reife Frucht die zu Boden fällt wird sofort verspeist, - dementsprechend furchtbar sieht die Mähne aus, ich hoffe er bekommt keinen Zuckerschock!
Ganz ohne Kraftfutter komme ich dennoch nicht aus, Ventania muss einfach zugefüttert werden, da sie mit Cleopatra zusammen steht, kann ich nicht mehr Heu geben, ansonsten würde Cleopatra verfetten.


Also habe ich 10 Säcke vom besten aller Kraftfutter in Lissabon bestellt und Ventania gleich eine ordentliche Portion  gegeben.
Sie hat bloß angewidert in den Trog geschnaubt, nach dem Motto, was mutest du mir da zu und sich sofort dem Heu zugewendet!
Jetzt stehe ich da mit meinen schönen 10 Säcken, das gab mir irgendwie zu denken!





Über Jahrtausende wurden Pferde mit Hafer gefüttert, doch vor ca 25 Jahren war das plötzlich nicht mehr gut genug! Pellets kamen auf den Markt, die ersten Müslies tauchten auf, dann kamen die ganzen Futtermittel Ergänzer und man fühlte sich wie ein Banause wenn man seinem Vierbeiner nicht die ganze Palette einverleibte!

Durch Ventanias Reaktion, sah ich auf einmal auch die Paralelen zu unserer menschlichen Ernährung! Geht es uns nicht ähnlich, wenn wir das Angebot in unseren Supermärkten durchstreifen?
Ventania bekommt jetzt ganz wieder einfach normalen Hafer, der ist hier wunderschön und Dank des trockenen Klimas nicht verpilzt wie in Österreich.
Anscheinend brauchen Pferde nur ordentlich produzierte Grundnahrungsmittel, so wie wir Menschen auch!
Zurück zu einem einfachen, natürlichen Leben, das ist nicht nur mein Motto, die Pferde ziehen mit.

Fortsetzung folgt.......