Mittwoch, 30. Mai 2012

Verschnaufpause

Nach dem Stress der letzten Monate habe ich mir nun selbst Ferien verordnet. Sofern man von Ferien sprechen kann, wenn man täglich vier Pferde, einen Hund und den Garten zu versorgen hat.
Füttern, Misten, Wasserkübel waschen und neu füllen, Blumen gießen, - recht viel Freizeit bleibt mir eigentlich nicht!
Dennoch reicht es um täglich für einige Stunden in der Hängematte zu entspannen, Märkte zu besuchen, oder an den Strand zu fahren.
Letzte Woche war ich auf dem viel gerühmten Markt in Olhao, doch dort fand ich es zu touristisch. Die richtigen Portugiesischen Märkte im Landesinneren, sind viel amüsanter!
Dort trifft man wirklich nur Einheimische, die sich hier mit den Gütern des täglichen Bedarfes eindecken. 
Es ist so quasi wie ein Kaufhaus auf der Wiese!


 Beim monatlichen Markt in Santa Katharina, gibt es eine Abteilung für Plastik und Geschirr, einen Sektor für Holz und Körbe, die Eisenwaren Abteilung und natürlich auch Mieder und Unterwäsche, Bett und Tischdecken, Heiligenbilder und Kerzen, Hühner und Kaninchen,
Salatpflanzen, Obstbäume, Käse, Speck, Brot, Obst und Gemüse.




















Man findet dort allerhand Skurriles, makaberes, altmodisches und praktisches. Grußeiserne Kessel, Tierfallen, komische verzinkte Blechstanizel, deren Verwendungszweck ich mir Anfangs überhaupt nicht erklären konnte, bis ich ein Schild las, "Frango morta", was übersetzt in etwa Hühnertöter heißt. Die armen Tiere werden anscheinend Kopf voran in dieses Ding gesteckt um ihnen anschließend problemlos den Kopf abhacken zu können. 
Nun ja, ich bin ja nicht ohne Grund Vegetarierin geworden, - ich sehe es lieber wenn das Federvieh glücklich über die Wiese läuft!
Oft denke ich mir wie viele Menschen wohl noch Fleisch essen würden, wenn sie alles was sie auf dem Teller haben, vorher eigenhändig umbringen müssten? Ich glaube ich hätte mein ganzes Leben lang kein Fleisch gegessen!
Ein Kalbsschnitzel im Supermarkt zu kaufen, ist eine Sache, einem Kälbchen in die seelenvollen Augen zu sehen und es dann zu töten, ist eine andere Sache.
Vor einiger Zeit las ich einen Artikel, - langjähriger Fleischhauer in Deutschland hängt Beruf an den Nagel!
Besagter Mann ging wie immer daran seine tägliche Ration Kälber zu schießen und zu zerlegen. Als er dem Kalb Nummer XY den Bolzenaperat an die Stirne setzte tropften dem friedlichen Kälbchen dicke Tränen aus den Augen und kullerten über die Wangen. Der Mann hängte spontan seinen Beruf an den Nagel.
Ach, ich wünschte mehr Tiere würden weinen und endlich die verhärteten Herzen der Menschen aufweichen!
Lebt man doch gerade hier im Süden in einem Schlaraffen Land, mit all den herrlichen sonnengereiften Früchten und Gemüsen.




Momentan schwelge ich mit herrlichen kleinen aromatischen Erdbeeren, dunkelroten Kirschen und Aprikosen mit einem Wahnsinns Aroma! Auch die ersten Pfirsiche und Melonen sind schon reif, man weiß wirklich nicht, wonach man zuerst greifen sollte.


Fortsetzung folgt.......

Montag, 21. Mai 2012

Das Einfahrtstor

Tore haben in Portugal einen besonderen Stellenwert.
Bei meinen ersten Portugal Reisen, bewundert, bestaunt, belächelt, als Ärgernis empfunden, sehe ich mittlerweile die Einfahrtstore als Teil der Portugiesischen Lebenskultur.
So ärmlich kann man in Portugal gar nicht sein, dass man die Einfahrt zu seinem Grundstück nicht mit einem möglichst prächtigen Tor verschließt!
Anfangs zückte ich regelmäßig die Kamera, um die aufwendig gestalteten Einfahrten zu fotografieren.
Säulen, Türmchen, Ornamente, prächtiges Schmiedeeisen, herrliche Fliesen, mit den Initialen der Besitzer, man könnte meinen es ist die Einfahrt zu einem Schloss! Doch oft erwartet einem hinter dem Tor ungepflegtes Land, jede Menge Müll und ein herunter gekommenes Anwesen. Als Mitteleuropäer würde ich sagen, - außen hui, innen pfui!
Unangenehm war mir anfänglich auch, dass man sich überall für Besuche telefonisch anmelden muss, sonst steht man vor verschlossenem Tor, denn eine Glocke ist in den meisten Fällen nicht vorhanden!
Auch wenn man vereinbart um Punkt 14h vor dem Tor zu sein, hilft oft nur der erneute Griff zum Handy, - Hallo, ich bin jetzt da!
Anfänglich genoss ich es immer wieder zuhause in Österreich zu sein und ohne Komplikationen bis zu unserem Hof fahren zu können. Ich fluchte auch wie ein Rohrspatz über das dämliche Einfahrtstor der Quinta do Escaroupim. Ein simples Holztor, mit einem einfachen Eisenriegel verschlossen.
Jedesmal wenn man die Farm verlassen wollte, hieß es Auto anhalten, aussteigen, Tor öffnen, durchfahren, wieder aussteigen, Tor schließen.
Im Winter wurde die ganze Aktion noch verschärft, da im Bereich des Tores 30cm tiefe Wasserpfützen waren und man bei der Durchfahrt zittern musste, dass nicht der nächste Windstoß das Tor mit voller Wucht auf das Auto katapultierte! Ich hatte schon immer meine Steine parat um das Tor zu sichern und schaufelte permanent Kies in die Pfützen, damit meine Schuhe kein Wasser schöpften!
Doch wehe das Tor wurde einmal nicht ordnungsgemäß verschlossen, da war wirklich Feuer am Dach, - wie gefährlich, was da passieren könnte! Jeder könnte herein fahren, die Pferde könnten fortlaufen usw.
Ich fand das alles so lächerlich, das Tor hatte kein Schloss, also konnte ohnehin jeder herein fahren, wenn er wollte, und die Pferde würden maximal bis zum nächsten Grasbüschel laufen und sich nicht kilometerweit von ihrem Stall entfernen.
Doch ohne es recht zu bemerken, nahm ich langsam selbst portugiesische Züge an.
Im Zuge der Renovierung der Quinta do Escaroupim, wurde auch ein neues Tor gebaut. Das scheußliche alte Holztor wurde abgerissen und Quiem, der Bauarbeiter der Farm baute prächtige neue Säulen.


Es dauerte natürlich viele Portugiesische Wochen, bis das neue Tor geliefert wurde, die Einfahrt stand sperrangelweit offen! Ich musste insgeheim lächeln, denn plötzlich war es kein Thema mehr, dass Pferde davon laufen könnten, oder jeder einfach so, in die Farm fahren könnte.
Nachdenklich wurde ich allerdings über meine eigenen Gefühle! Auf einmal fühlte ich mich ungeschützt bei dem Gedanken, dass jetzt jedermann direkt geradeaus bis zu meinem Schlafzimmer vorfahren könnte und ich war richtig erleichtert, als das Tor endlich geliefert wurde!
Dabei bin ich durchaus kein ängstlicher Mensch, ich schließe niemals eine Türe ab wenn ich zuhause bin, weder zuhause, noch in einem Hotel, noch hier in Portugal.
Mein Bruder meinte ganz entsetzt, - na eines Nachts werden sie dich noch stehlen, - da er sah, dass mein Haustürschlüssel permanent außen steckt.
Ich konnte darauf hin nur antworten, - jetzt habe ich 5 Monate in dem Haus geschlafen, ohne überhaupt irgend eine Türe zu haben! Warum sollte ich jetzt plötzlich eine Türe zusperren, es ist ja ohnehin der Hund hier, der hoffentlich Wuff, Wuff, macht, wenn jemand kommt!
Trotzdem wusste ich vom ersten Tag weg, als ich die Quinta in Alportel kaufte, hier muss ein Tor her.
Dieses Tor wird nie abgeschlossen sein, das wäre lächerlich, denn jeder der unbedingt herein möchte, kann problemlos über die halb verfallenen Steinmauern gehen, man muss nicht einmal klettern, denn an manchen Stellen ist das alte Gemäuer nur mehr einen halben Meter hoch.
Vielmehr habe ich jetzt begriffen, dass so ein Tor die Energie der Farm beisammen hält und am ausfließen hindert. Hier sowie auch in Escaroupim ist die Einfahrt schnurgerade.





 Man baut sich auf den Farmen eine kleine paradiesische Welt auf und die unverschlossenen Einfahrten wirken für mich wie ein Spundloch aus dem alles wieder abfließt. Wahrscheinlich ist es ein unterbewusstes Wissen um die Gesetze des Feng Shui.




Nun habe ich endlich mein kleines, bescheidenes Tor, ich muss es nur mehr schön mit Farbe bepinseln, doch das hat, wie viele andere Kleinigkeiten, nun endlos Zeit.
Mit der Montage des Tores ist auch meine Baustelle endgültig geschlossen, ein perfekter Zeitpunkt um auch meinen "Baustellen Blog" zu schließen.
Es hat mich gefreut, dass so viele Freunde meinen Blog gelesen und mit mir gezittert, gelacht und gelitten haben, - im Gegenzug hoffe ich aber auch, dass ich vielen Inspiration war, ihr Leben frei nach ihren Wünschen zu gestalten.
Helga Auerbach

und wie immer, Fortsetzung folgt..... in Kürze in einem neuen Blog!


Donnerstag, 3. Mai 2012

Reiterhof? Nein Danke!

Kurz nachdem Helena ausgezogen war, kamen schon die ersten Anfragen, kann man bei ihnen auch Reitstunden nehmen, vermieten sie Pferde zum Ausreiten, kann ich meine Kinder für eine Stunde vorbeibringen?
Sogar der Transporteur, der meine Pferde aus Österreich brachte, nahm irgendwie an, dass ich in Zukunft Touristen auf meinen Pferden durchs Gelände schippere, - Alptraum!
Ja , ich möchte hier mit den Pferden und Menschen arbeiten, aber keinesfalls in der oben angeführten Weise.
Irgendwie war ich mit meinem Reitunterricht und der Arbeit mit den Pferden, immer der Zeit voraus.
Ich lernte, entdeckte, machte neue Erfahrungen und wollte dieses Wissen auch immer weitergeben, wurde aber oft nur mit Kopfschütteln bedacht, bis auf einmal das, was ich schon vor zehn Jahren unterrichtete, plötzlich allgemein populär wurde.
Schon in den siebziger Jahren arbeitete ich meine Pferde lautlos, nur mit Körpersprache an der Longe.
Es brauchte viele Jahre und einen Hempfling, Parelli und Roberts, bis dieses Wissen allgemein akzeptiert wurde!


Bei den Reitweisen war es nicht anders, - was kämpfte ich gegen riegelnde Reiterhände, Schlaufzügel und angeknallte Sperriemen, - langsam, langsam, ändert sich auch hier das Bewusstsein der Massen und ich stehe mit meiner Meinung nicht mehr alleine auf weiter Flur.
Ich war immer bestrebt, ganzheitlichen Reitunterricht zu geben, denn die meisten Reiter haben wenig Ahnung über das lebendige Wesen Pferd, auf dem sie sitzen.



Nun bin ich wieder einen großen Schritt weiter-, in den letzten zehn Jahren reiften vollkommen neue Erkenntnisse in mir!
Durch viele, viele Zufälle, fügte sich ein größeres Bild wie ein Puzzle zusammen.
 Pferde reagieren nur untergeordnet auf unsere Körpersprache, - hauptsächlich reagieren sie auf unsere Emotionen!
Das macht sie zu einem perfekten Spiegel unserer Stimmungen und unseres wahren Ich.
Sie decken verborgenes und sorgsam verstecktes in uns auf, und sind so, auf unendlich geduldige und sanfte Weise, unsere perfekten Lebensberater.
Ich möchte Menschen zeigen, wie sie mit Hilfe der Pferde, den Schlüssel zu sich selbst finden.
Dabei unterstützt mich ein perfektes Pferdeteam.


Unico, der jede noch so versteckte Aggression ans Tageslicht befördert,- meine kleine stolze Cleopatra, die jedem das Fürchten lernt, der irgendwo in sich Ängste verborgen hält,- meine Herzensstute, Ventania,  die sofort auf Hundertachzig ist, falls jemand aus Ehrgeiz und Geltungsdrang mit ihr arbeiten möchte und schlussendlich der noch sehr junge, sanfte Filho, der uns innere Unsicherheit und mangelndes Selbstbewusstsein spiegelt

.


Weiters wurde mir in den letzten Jahren, beim Reitunterricht auf erschreckende Weise bewusst, dass sich die meisten Menschen, ja selbst Kinder,  nicht mehr richtig spüren!
Ja, wie sollen sie dann in der Lage sein, das Pferd unter sich zu fühlen, wenn sie verlernt haben ihre eigenen Körperteile bewusst und jederzeit zu fühlen?




All dieses Wissen möchte ich hier an Menschen vermitteln, die bereit sind etwas tiefer in die Welt der Pferde einzutauchen, die Neues für sich selbst entdecken möchten, - erkennen möchten welche Kraftquelle Pferde für uns sind.
Es geht dabei um ein bisschen mehr, als um nur auf einem Pferd zu sitzen, - sich selbst zu erkennen, zu spüren, zu wachsen, die eigene Grüße zu erkennen, - gutes Reiten kommt dann von selbst!




Die Geschenke der Pferde anzunehmen, die sie uns so selbstlos anbieten, ist ein großer Schritt zu einem gesunden erfüllten Leben!



Fortsetzung folgt....