Freitag, 27. April 2012

Krise in Portugal

Oft werde ich von Freunden gefragt, - ja sag mal, wie geht es dir den jetzt, bei dieser Krise in Portugal?
Krise???? Also in Portugal merkt man nicht wirklich etwas davon!!
Man spricht darüber, die Menschen setzen einen sorgenvollen Blick auf, doch die Restaurants sind Mittags gesteckt voll, auf den Strassen staut es und auf den Tankstellen herrscht trotz der gestiegenen Treibstoff Preise, reger Betrieb.
Ich bin bei Gott kein Wirtschaftsexperte, doch mein Hausverstand sagt mir, Portugal könnte wirtschaftlich 1A dastehen, die angebliche Krise ist rein Hausgemacht!
Dieses Land hat so viele Möglichkeiten und nützt sie nicht! Es fehlt am Marketing und meiner Meinung nach liegt es an der Mentalität des Volkes.
Jetzt war gerade der 25. April, Nationalfeiertag, Tag der Nelkenrevolution in den Siebziger Jahren.
Mit den Augen eines Ausländers betrachtet, hat sich an der Grundstruktur des Portugiesischen Volkes, seit der Revolution, nicht wirklich etwas geändert.
Ein Portugiese sagte einmal zu mir, - du kannst in Kürze die Währung eines Landes ändern, die Kleidung und sogar die Sprache, doch um die Mentalität zu ändern, braucht es viele Generationen!
Ein wahres Wort, denn bis heute haben 90% der Portugiesen, die Seele des kleinen Mannes, des Leibeigenen und treuen Diener seines Herrn. Schlechte Zeiten, ach ja, man ist daran gewöhnt, gibt Schlimmeres, die Sonne scheint, der Wein und das Gemüse wächst im Garten, man hat Hühner, die Oma bäckt das Brot und frischen Fisch, gibt es für wenige Cent am Hafen. Diese Menschen werden nie aufbegehren, helfen und organisieren sich untereinander und leben eigentlich weiter wie seit Hunderten von Jahren, - fleißig, ordentlich und pflichtbewusst.
Doch genau diese Menschen haben nun Dank der Revolution, eigene Geschäfte und Betriebe und sind mit dieser Selbständigkeit heillos überfordert.
Man will modern und fortschrittlich sein, bemüht sich das Beste vom Besten anzubieten, doch es fehlt am Marketing, Kundenorientierung und jeder Verkaufsstrategie! Das treibt mich manchmal an den Rand der Verzweiflung und ich bekomme die Krise!!!
Erst muss man einmal in der Lage sein ein Geschäft zu finden! Hinweisschilder, schöne Auslage und Präsentation ist einfach nicht vorhanden!
Findet man dann endlich in einer dunklen Seitengasse den gewünschten Laden und öffnet die kleine wackelige Türe, glaubt man oft seinen Augen nicht zu trauen! Wahnsinn, was es hier in diesem Reitsportgeschäft alles gibt, wild übereinander gestapelt, doch lauter erstklassige Produkte, die ich oft in Österreich vergeblich suche.
Ich brauchte einen Futtertrog für Ventanias Box und fand promt ein Exemplar von Equip Horse, - für mich das Beste was am Markt ist, stabil und unverwüstlich für Jahrzehnte. Strahlend zog ich mit meinem Trog von dannen, doch als ich ihn zuhause montieren wollte, sah ich, dass die Verschlussschraube des Bodens fehlte.
Wieder zurück in das Geschäft, immerhin hin und retour 50km, - die Schraube fehlt! Wir durchwühlen den ganzen Laden, keine Schraube! Kein Problem, ich bestelle sie gleich, in drei Tagen ist sie hier, - meinte die Ladenbesitzerin zuversichtlich!
Wie man sich denken kann, lief dies nicht so, - nun sind bereits acht Wochen vergangen, zig Nachfragen, ich habe immer noch keine Schraube und Ventania keinen Futtertrog!
Ähnlich geht es mir mit einem Suevia Tränkebecken, das ich bereits letzten Herbst gekauft habe. Die Ventilschraube war abgebrochen, ich warte bis heute darauf, das dieses winzige Teil nachgeliefert wird.
 Die Armatur der Badewanne, wurde defekt geliefert, man kann nicht von Wasserhahn auf Brause umschalten, - kein Problem, wird ausgetauscht, das war vor fünf Monaten, - ich habe immer noch keine funktionierende Armatur!
Man entschuldigt sich hunderttausend mal, wird vor lauter Verlegenheit knallrot, buckelt vor Donna Helga, doch man ist nicht in der Lage die Probleme zu ändern. Manchmal tun mir diese Menschen schon so leid, doch es ist ihr Lernprozess!
So läuft es mit vielen Dingen und mein Vorsatz in Portugal einzukaufen schwindet immer mehr, - ein kurzes Mail nach Österreich, in einer Woche habe ich die Dinge mit DHL hier und sie funktionieren!
Ebenso wundere ich mich über die Lebensmittel Angebote, es gibt hier alles zu kaufen, mittlerweile auch reichlich Bio Produkte, doch alles Ausländischer Herkunft!
Mein Kühlschrank ist voll mit Andechsner Bio Sauerrahm, Berchtesgadner Bio Almbutter, Französischen Bio Joghurt und Bio Tomaten aus Italien.
Ja darf denn dies wahr sein, in einem Land, das so viel Landwirtschaftliches Potential hat und diese Produkte auch sehr gut verkaufen würde. Bio Produkte sind hier oft ausverkauft, also herrscht dementsprechende Nachfrage von den Konsumenten! Manchmal gibt es etwas, manchmal nicht. Ich bin schon dazu übergegangen Hamsterkäufe zu tätigen, denn kaum freut man sich in einem Geschäft ein gutes Bio Produkt entdeckt zu haben, ist es auch schon wieder aus den Regalen verschwunden!
So geschehen mit Bio Apfelsaft von Pfanner. Ich habe mich gefreut dieses Österreichische Produkt hier zu finden, und nun eine sichere Quelle für Bio Apfelsaft  zu haben. Fehlanzeige, eine Woche später war der Platz mit anderem Apfelsaft gefüllt. Ich erkundigte mich bei der Geschäftsleitung, wann den die nächste Lieferung von diesem Bio Apfelsaft käme?
Da wurde mir prompt erklärt, die Firma Pfanner hat eine Krise und Lieferschwierigkeiten! Ich lachte dem Geschäftsführer ins Gesicht und erklärte ihm, so einen Schwachsinn kann er jemandem anderen weismachen, - ich glaube eher sein Supermarkt hat Bestell und Organisations Schwierigkeiten!
So wird sich Portugal, mit oder ohne Finanzspritze, wohl noch viele Jahre in der "Krise" befinden, die eigentlich keine ist!
Abgesehen von diversen kleinen Unannehmlichkeiten, habe ich keineswegs das Gefühl mich in einem Krisengeschütteltem Land zu befinden, ganz im Gegenteil.
Ich bekomme hier Obst, Gemüse und Fisch in einer Frische und Geschmacksintensität, wie ich es mir in Österreich nie kaufen könnte,- und wer braucht schon Pfanner Bio Apfelsaft, wenn es hier frisch gepflückte Orangen mit unglaublicher Süße und Aroma gibt-, mach ich mir halt selbst meinen Saft!

Fortsetzung folgt..........

Mittwoch, 25. April 2012

Ein letzter Kraftakt

Ich bin schon soooo Baustellen müde, aber einige Dinge müssen unbedingt noch sein!
Derzeit brauche ich mindestens zehn Stunden Schlaf täglich und bin trotzdem müde wenn ich aufstehe.
Motiviere mich selbst, mit einem starken Kaffee und hoppauf Helga, die Pferde brauchen ihr Frühstück und noch einmal Kräfte sammeln, bald ist alles Lebensnotwendige geschafft!
Heute habe ich wieder einen riesigen Berg Kies geschaufelt. - es musste sein, der nächste Regen kommt und diese Schlammschlacht, möchte ich nicht nochmals haben.
Jetzt sind alle Eingänge des Hauses sauberen Fußes zu erreichen,- ein riesen Fortschritt, den nur jemand versteht, der einmal mit fünf Kilo schweren, Lehm verschmierten Schuhen, vor der Eingangstüre einer sauberen Wohnung stand!



Weiters ist jetzt endlich der Stall halbwegs fertig, - ein schauriges Meisterwerk aus allen möglichen Brettern, Pfosten und Platten! Mangels vieler Euros, habe ich einfach alles verwendet was an Materialien vorhanden, oder zu erschwinglichen Preisen zu kaufen war.

Ich hoffe Madam Ventania würdigt meine Anstrengungen und geruht in Zukunft den Stall auch zu betreten, anstatt ihn nur skeptisch von außen zu betrachten!
Eigentlich ist mir Leid um den Blick auf die schönen alten Steinmauern, doch andererseits wirkt der Stall jetzt viel heimeliger.
Spätestens Morgen soll wieder, eigentlich dringend benötigter, Regen kommen. Dann werde ich wissen, ob meine lieben Pferde Danke sagen und den neuen Stall freudig aufsuchen!




Bleibt noch der Kampf mit meinem "Fetzenstadel".

Ich habe dieses Konstruckt so getauft, nachdem sich der von Helena gekaufte, vielgepriesene Heustadel, wie auch alles andere als Flopp erwiesen hatte!
Anfänglich dachte ich, super, ein großer Heustadel, neu gedeckt und rundherum mit Windschutznetzen eingekleidet.
Manko eins, man konnte nicht zufahren, riesige Felsen ragten aus dem Boden, sogar der Lastwagen drohte mit der Achs aufzusitzen!
Also kam ein Bagger, zerhämmerte die Steine und ebnete die Zufahrt. Meine ersten Haferstroh Ballen konnten geliefert werden, super.
Manko zwei, der erste Regen kam und plop, plop, tropfte es beharrlich auf mein schönes Futter. Das Dach war falsch vernagelt und nicht wasserdicht! Also kaufte ich schnell Plastikfolien um mein kostbares Futter abzudecken.
Manko drei, der erste Sturm kam und die angeblichen Windschutznetze lösten sich in Fetzen auf und flatterten wild um das Gebäude! Mein "Fetzenstadel" war perfekt! Es kostete mich viel Zeit und Energie, all diese Hadern abzuschneiden und zu entsorgen.
Derzeit habe ich mein ganzes Futter unter Planen verstaut, die mit Strohschnüren festgebunden sind. Doch das alleine reicht nicht, ich muss die Planen auch noch mit großen Steinen beschweren, sonst fliegt bei stärkerem Wind alles davon.


Mein Futter liegt jetzt wenigstens trocken, doch um in der Früh einen Ballen Heu zu holen, muss ich erst Schnüre, Stangen und Steine entfernen, unter die dunkle Plane krabbeln und nach einem Ballen tasten. Dabei ist mir schon öfter als einmal ein Stein auf den Kopf gefallen, den ich zum Beschweren auf die Plane gelegt habe! Ein Traumzustand!- also bis nächsten Winter muss ich auch dafür eine Lösung gefunden haben, ansonsten wird die Pferdehaltung zum Alptraum!
Abgesehen davon, ist jetzt erst einmal Baustopp, ich brauche eine Pause!
Auch die weitere Gartengestaltung muss warten, da ich es zeitlich nicht schaffe alles zu betreuen.
Aus Erfahrung von Escaroupim, weiß ich, dass es unglaublich schwierig ist, hier in Portugal Pflanzen heil durch das erste Jahr zu bringen.
Erstens muss man sehr viel jäten, das Unkraut wächst mit nur etwas Wasser gleich meterhoch und verschluckt die kleinen neuen Pflanzen buchstäblich.
Zweitens muss man wirklich jeden Tag gießen, einmal vergessen, heißt, - es war einmal und ist nicht mehr, - alles investierte Geld und die Arbeit waren umsonst!
Andererseits weiß ich, falls meine Pflänzchen das erste Jahr überleben und eingewurzelt sind, wachsen sie wie der Teufel!
Insofern kann ich den Garten nur Stück für Stück anlegen, - jedes Jahr ein neues, kleines Fleckchen  blühendes Paradies.
Tausend weitere Dinge warten auf Erledigung, die alten Steinmauern, der Obstgarten, die Wasserpumpen,der Reitplatz, Koppeltore, befestigte Wege und viele Kleinigkeiten im Haus.




Momentan sind all diese Dinge nur Visionen, - nun  setzte ich mich einfach in die Sonne und träume sie herbei.


Fortsetzung folgt.......

Dienstag, 17. April 2012

Eigensinnige Pferde

Meine vier Pferde sind wirklich sehr speziell und stellen mich laufend vor neue Herausforderungen!
Nach dem Anfänglichen Tohuwaboho, dachte ich, gut, ein zwei Wochen, dann ist Ruhe eingekehrt und wir beginnen zu arbeiten, - weit gefehlt!
Mein schöner neuer Unterstand wurde von Filho und Cleo sofort mit Wohlgefallen aufgenommen, Ventania betrat ihre 5x4 Meter Box nur mit äußerster Skepsis, fraß kaum und lief im Kreis.
Während Filho und Cleo sehlig in ihrem Berg Hobelspähne schliefen, zertrampelte Ventania bloß ihre Einstreu.
Trotzdem wurde es mit jedem Tag besser Nach einer Woche fraß auch Ventania ihr Heu, ich glaube aber niedergelegt hat sie sich nie!
Doch eines Morgens als ich zur Heufütterung zum Stall marschierte, fand ich drei völlig aufgelöste Pferde vor.
Cleo piaffierte hinter der Absperrung, der sonst so ruhige Filho stieg vor der Tür und Ventania raste im Kreis, alle drei wollten nur Eines, - raus! Ohne lange nachzudenken, spannte ich eine Leine als Absperrung bis zum Koppeleingang, schrie die Pferde an, damit sie nicht über mich sprangen und öffnete in fieberhafter Eile die schweren Schubstangen und Ketten, - in diesen Minuten hätte ich alles für ordentliche Boxentüren gegeben, die ich einfach nur hätte öffnen müssen!
Doch alles ging gut, und in Minuten standen die Pferde abschnaubend auf der Weide. Mein Puls raste immer noch, jetzt endlich fand ich Zeit zu Unicos Box zu blicken. Er schaute ganz cool und entspannt über seine Türe und schüttelte nur verwundert seinen Kopf über seine aufgelösten Artgenossen.
Ich atmete einmal tief durch, dann nahm ich auch Unico ans Halfter und führte ihn auf seine eigene Weide.
Mensch Unico, was bin ich froh so ein Pferd wie dich zu haben, - derzeit bist du mein Ruhepol und Anker!

Als ich im Laufe des Tages so über die Situation nachdachte, viel mir ein, dass Cid morgens wütend bellend Richtung Stall geschossen war. Wahrscheinlich war ein Rudel streunender Hunde über das obere Grundstück gelaufen und hatte die Pferde in Panik versetzt.
Nun sind die Pferde vorerst einmal Tag und Nacht draußen, - doch das ist keine Dauerlösung. Der Sommer und die Hitze kommt, sie brauchen einen kühlen Stall! Das Wichtigste ist aber, ich muss die Pferde getrennt füttern können, ansonsten wird Cleo ein fetter Mops und Ventania ein Skelett.
Also stehen neue Bauarbeiten ins Haus, - die Rückwand des Stalles muss mit Brettern geschlossen werden, schade, ich fand die Steinwände wunderschön!
Als nächstes bekommen die beiden Stuten ein Padock vor ihrer Box, Cleo würde das nicht brauchen, aber ich glaube Ventania muss in nächster Zeit selbst entscheiden können, ob sie sich in diesen "furchtbaren" Stall wagt, oder auch nicht!

Das Heu fressen die drei auf der Koppel friedlich nebeneinander, lediglich Filho wird manchmal von Cleo vertrieben, geht aber dann in Ruhe zu Cleos Fressplatz, - Ventanias Platz ist ohnehin unantastbar!
Einiges Kopfschütteln bereiteten mir die Wasserkübeln. Ich fülle die riesigen Bottiche täglich mit frischem Wasser, doch alle Pferde wollten nur aus dem grünen Kübel trinken, der Schwarze wurde nur im äußersten Notfall angerührt. Also folgerte ich Pferde wollen nicht aus schwarzen Kübeln trinken und kaufte schnell einen Weißen. Fehlkauf, der Weiße ist das letzte vom Letzten. Alle Pferde trinken nach wie vor aus dem Grünen, der Schwarze dient als Notreserve, der Weiße wird nicht einmal angeschnuppert!
Leider kaufte ich den grünen Kübel bereits im Ribatejo, hier an der Algarve gibt es keine! Es stehen noch Pink, Himmelblau und Orange zur Auswahl.
Ich werde das der Reihe nach testen, - jedenfalls kann ich dann die Meinung aller Pferdefachbücher wiederlegen, in denen steht, Pferde sind Farbenblind, - von wegen! Schwarz, Grün und Weiß können sie definitiv unterscheiden!
Ventania lieferte mir promt ein weiteres aha! Ich sah, dass sie wieder ihre offenen Stellen an den Fesselgelenken bekam. Sie hatte dies schon mal in Österreich, damals dachte ich sie klopft an die Boxentüre, da sie nicht ihrem Rang entsprechend, zuerst gefüttert wurde. Ich gab Anweisung sie Homöopathisch und mit Heilsalbe zu behandeln, es wurde aber nur schleppend besser!
Jetzt sah ich die offenen Stellen erneut, - nanu, hier gibt es keine Boxentüre und auch nichts anderes zum dagegen klopfen?
Ich stand sinnend vor der Stute und plötzlich viel es mir wie Schuppen von den Augen, ich dumme Kuh!!!
Die Punkte sind genau die tonisierungs Punkte des Dreifach Erwärmer Meridians! Wieso hatte ich das nicht früher erkannt,- Ventania hatte ein totales energetisches Ungleichgewicht und zur Selbsthilfe gegriffen indem sie ihre Beine benagte.
Schnell holte ich mein Massage Stäbchen und begann Ventania zu behandeln, frei stehend mitten auf der Koppel unter den anderen Pferden.
Da passierte etwas, das ich noch nie erlebt hatte, obwohl ich im Laufe der Zeit hunderte Pferde mit APM Massage behandelt hatte.
Die Atmosphäre auf der Weide wurde immer entspannter und ruhiger, Cleo und Filho standen Relax Haltung mit hängenden Ohren in unserer Nähe und schnaubten gelegentlich tief durch. Totaler Friede, Ruhe und Entspannung pur!
Ich war voll konzentriert auf meine Arbeit und zog mit meinem Stäbchen Ventanias Meridiane der Reihe nach durch.
Plötzlich spürte ich ein Schwanken im Pferdekörper und konnte mich gerade noch mit einem Sprung zur Seite retten, - Ventania war eingeschlafen! Die Nase am Boden, die Augen fest geschlossen, legte sie sich einfach nieder!




Wie durch ein Wunder waren die offenen Stellen, nur einen Tag nach der Behandlung verschwunden, - so einfach würden sich manchmal Probleme lösen lassen, wenn wir nur nicht immer Bretter vor unserer Intuition hätten!
Gelegentlich nehme ich mir, trotz der Bauarbeiten, die Zeit die Pferde zu longieren. Der Reitplatz, besser gesagt die unebene Piste, die momentan den Nahmen Reitplatz noch nicht verdient, liegt angrenzend zur Koppel von Filho, Cleo und Ventania. Das ist sehr angenehm für die Pferde, denn sie fühlen sich bei der Arbeit nicht vom Rest der Herde getrennt.
Für Unico ist es natürlich ein Highlight, hier zu laufen, er setzt sich gehörig in Szene um die Damen auch entsprechend zu beeindrucken!
Ach du liebe Pferdewelt, manchmal muss ich Tränen mit euch lachen, welch menschliche Züge ihr habt!
Als ich Unico hier das Erste Mal longierte hingen alle anderen Pferde gaffend am Zaun. Die Stuten nur mit Herzchen in den Augen, - ach, endlich ein richtiger Mann, oh sieh nur, ist der nicht toll, der Hals, der Ausdruck, ein Wahnsinn!
Filho stand mit gespitzten Ohren und geweiteten Augen daneben und verschlang jede Bewegung Unicos!
Mensch hab ich einen tollen Papa, was der alles kann, uihh , da muss ich noch viel lernen!
Plötzlich schien ihm in den Sinn zu kommen, dass auch er ein Mann war, - der kleine schüchterne Filho, der normalerweise nur von seinen dominanten Damen gejagt wird, - vertrieb die Stuten vom Zaun und schoss dann mit gebleckten Zähnen und angelegten Ohren Richtung Zaun und Unico!
Pah, toller Papa, das sind jetzt meine Stuten, glaub nur nicht dass du mich mit deinem Gehabe beeindrucken kannst!
Unico nimmt das gelassen, er steht über den Dingen, in der sicheren Gewissheit, das sein Charm bei Stuten unfehlbar ist!
So wird meine kleine Pferdefamilie immer mehr zu einer geschlossenen homogenen Gruppe, auch wenn sie nicht alle zusammen stehen.
Für mich ist es jedenfalls wunderbar, all dieses Geschehen und die Entwicklungen beobachten zu dürfen, - zu sehen, wie jeden Tag mehr Harmonie und Frieden einkehrt. Jeder hat seinen Platz und seine Aufgaben  in der Gemeinschaft,- ich wünschte Menschen würden ebenso in gegenseitigem Respekt und Achtung voreinander leben!
Ich liebe dieses Leben mit den Pferden ungemein!


Fortsetzung folgt........

Freitag, 13. April 2012

Unbescheiden?

Eigentlich ist in dieser kurzen Zeit gewaltig viel fertig geworden und ich freue mich auch immer wie ein Kind, wenn wieder eine Kleinigkeit fertig gebaut oder installiert ist.
Doch diese Freude verfliegt schnell, schon sehe ich nur mehr die Dinge die noch fehlen!
Vor nicht mal sechs Monaten, hatte ich nicht einmal eine Toilette! Jetzt habe ich drei und plötzlich finde ich es absolut tragisch, dass für zwei Toiletten noch die Halterungen für die Papierrollen fehlen!
Bis vor kurzem musste ich noch über Bauschutt und Gerümpel, von Stein zu Stein hüpfend einen Marathon hinlegen, um meine Haustüre erreichen.
 Jetzt habe ich zwei wunderschön gepflasterte Terrassen, - doch was ist mein erster Gedanke, - hier fehlt jetzt noch die Pergola und da brauche ich ein Klettergerüst für den Jasmin!
Wie glücklich war ich, als ich es endlich geschafft hatte die Pferdekoppeln zu roden und fertig einzuzäunen!
Doch kaum war dies geschafft, störte mich jede Distel und Unkrautpflanze, die meine Koppel verunzierte!
Für das Gästeapartment hatte ich mir ursprünglich nur ein Ziel gesteckt, das Schlafzimmer musste fertig werden.
Zufällig fand ich für das Wohnzimmer eine passende Couch , gestern wurde sie geliefert. Probeweise nahm ich heute Platz, sehr gemütlich, - Blick aus dem Fenster, - da müssen schnellstens noch Vorhänge montiert werden, sieht richtig nackig aus!
Mein Blick schweift weiter hinaus in den Garten, der schöne Olivenbaum den ich frei geschnitten habe, - doch da hinten, brrrr, scheußlich, der graue betonierte Wassertank zerstört das ganze Bild!
Ich weiß nicht, gerade war ich noch so froh, dass die Wasserpumpe endlich funktionierte, sagte jeden Tag Danke, dass sauberes klares Wasser aus der Leitung floss, und im Handumdrehen, stört mich die graue Farbe des Tankes!
Ich versuche mich immer wieder zurück zu versetzen in die Zeit, gerade einige Monate zurück, ein Dach das dicht ist, welcher Luxus, eine Tür zum Abschließen, welche Luxus, Schalter drücken, Licht geht an, welcher Luxus, - Taschenlampe adee!
Ein richtiger Herd zum Kochen, Waschmaschine für die Wäsche, , ein sauberes Badezimmer, heißes Wasser, vor Monaten noch unvorstellbar!
 Erschreckend schnell wird all dieser Luxus wieder zur Selbstverständlichkeit und man neigt zur Unzufriedenheit weil über dem Kaminsessel noch nicht das passende Bild hängt!
Irgendwie weiß ich nicht wie ich das alles für mich einordnen soll?
Die eine Seite sagt, - was brauchst du schon viel, um gut zu leben, ein Dach über dem Kopf, ein Bett und etwas zum Essen,  Sonnenschein und heile Natur,- ist es die Unersättlichkeit des Menschen, die uns nie zufrieden sein lässt?
Die andere Seite sagt, Gott sei Dank ist es die Natur des Menschen, zu erschaffen, zu kreieren, zu verbessern, - sonst würden wir uns heute noch um das Lagerfeuer in der Höhle scharen.
Ich hoffe irgendwann die Balance zu finden, - die Zufriedenheit in einem bescheidenen sauberen Zuhause und die nötige Optik, die mein anspruchsvolles Auge zufrieden stellt.
Klein, aber fein, so soll es einmal werden, wenn es fertig ist.
Innerlich habe ich mir ein Ziel von fünf Jahren gesteckt, - nicht für die groben Bauarbeiten, sondern für die kleinen Details, den Garten und das Pferde Areal.
Doch immer wieder kommen Besucher, die meinen, - na da hast du aber noch viel Arbeit vor dir!
Da setzt es mich total auf den Boden, - ich bin jetzt schon so müde, was habe ich hier schon geschuftet, die hätten die Farm noch vor einigen Monaten sehen müssen!
Gott sei Dank, gibt es auch Menschen, die Helenas Farm im Original Zustand kennen. Die bauen mich dann wieder auf, mit einem, - unglaublich was du hier geleistet hast!
So mache ich mir selbst wieder Mut, mit den Worten, - bleib Bescheiden, du hungerst nicht, du frierst nicht, der Rest wird irgendwann einmal fertig, freue dich auf die Arbeit die noch vor dir liegt!


Fortsetzung folgt........

Mittwoch, 11. April 2012

Unkrautalarm

Der Begriff Unkraut ist eigentlich sehr dehnbar, was für den einen Unkraut, ist für den anderen Heilkraut oder seltene Pflanze.

Für mich hier ist alles Unkraut was von den Pferden nicht gefressen wird, und davon gibt es eine Menge!
Durch den trockenen Winter ist  nichts gewachsen, doch jetzt nach den Regenfällen der letzten Woche geht es explosionsartig voran. War es gestern noch ein kleines Pflänzchen, steht es heute einen halben Meter hoch.
Ich muss gestehen, mich plagte auch die Neugierde, - was wächst denn hier so?
 Obwohl Botanisch etwas bewandert, sind mir hier viele Pflanzen unbekannt und es stellt sich immer die Frage, wird es ein stacheliges unscheinbares Ding, das nur alles sinnlos überwuchert, oder wird es vielleicht eine wunderschöne Blume?
Nun bekomme ich die Antworten präsentiert, sie sind Teils, Teils! Es gibt riesige Kletten, an denen alles hängenbleibt, - ich habe schon Pflanzen ausgerissen, die glatt einen Quadratmeter Boden bedecken, ich bewundere aber auch täglich neue wunderschöne Blumen.

Eines haben aber alle Wildpflanzen hier gemeinsam, sie sind Überlebenskünstler, perfekt für dieses zeitweise heiße und trockene Gebiet ausgestattet. Das heißt entweder sind es Zwiebelpflanzen, die sich über die Sommermonate zurückziehen, oder die Pflanzen haben elendslange Pfahlwurzeln, die tief in die Erde hinein reichen.
Die Ampferpflanzen, die mich auf unseren Österreichischen Weiden zur Verzweiflung trieben, gibt es hier natürlich auch. Doch die sind vergleichsweise harmlos, gegen alles andere was hier wächst, - allem voran, tausende Disteln.
Mein Bruder hatte ihnen schon letzte Woche den Kampf angesagt und mit der Hacke hunderte Exemplare entfernt. Doch so schnell gibt eine Distel hier nicht auf. Das Motto lautet, aus eins mach drei! Innerhalb weniger Tage hatte jede abgehackte Distel bereits wieder seitlich drei blühende Triebe ans Tageslicht geschickt!
Ich glaube von einer gepflegten sauberen Farm, bin ich noch viele Jahre entfernt! Heuer muss ich mich darauf beschränken, möglichst alle Blüten und Samen zu entfernen, damit sich der Seegen in den nächsten Jahren nicht vervielfacht!



Das Haus ist zwar jetzt fertig gebaut, doch die Arbeiten sind noch lange nicht zu Ende! Es fehlt noch so vieles, Möbel, Vorhänge und all die kleinen Details.
Ich sehe nach wie vor nur Arbeit, Arbeit, Arbeit! Vor allem im Außenbereich ist noch fast nichts fertig und so gab es schon heute ein Wiedersehen mit meiner Baumannschaft.




Der vertraute Lastwagen tuckerte früh morgens an,- Bon Dia Senhora,- Mischmaschine und Werkzeug abladen, weiter geht es im gewohnten Rhythmus.
Die Terrasse wurde von den alten brüchigen Ziegeln befreit und ein neuer Estrich verlegt. Whow, dachte ich am Abend, was habe ich plötzlich für eine große Terrasse!




Margen sollen darauf neue Santa Katharina Ziegel verlegt werden. Das sind Ziegel die hier in der Gegend heute noch per Hand gefertigt werden.
Wenn dies fertig ist, bedeutet das wieder neue Arbeit für mich, - der Mann in der Lehmgrube hat mir erklärt, zur besseren Haltbarkeit, müsse ich die Ziegel einölen und zwar mit einem halb, halb Gemisch aus Leinöl und Petroleum oder Terpentin. Typisch Portugiesisch meinte er, Petroleum oder Terpentin, das ist egal, das ist ohnehin mehr oder weniger das Gleiche.
Ach ich liebe diese Portugiesischen Aussagen,- mehr oder weniger, ist ein Lieblingsausdruck der Portugiesen.
Alles ist mehr oder weniger, der Reitplatz mehr oder weniger eben, der Zaunpfahl mehr oder weniger fest, die Wand mehr oder weniger gerade!




Aber vielleicht sollte ich das Leben  nicht so kritisch betrachten, denn mehr oder weniger ist ja  alles in Ordnung, auch wenn mir das Unkraut gerade über den Kopf wächst!

Fortsetzung folgt.....

Sonntag, 8. April 2012

Baustellen Finale

Alle wussten, dass Ende März mein Bruder mit seiner Tochter auf Besuch kommen würde und so gab jeder sein Bestes um noch alles fertig zu stellen.
Jeden Tag wurde aufgeräumt, - der kleine Baustellen Lastwagen verließ täglich hochbeladen die Farm. Alte Bretter, Kabel, Schläuche, Styropor, Papiersäcke, Baueisen, es ist unglaublich was sich da alles angesammelt hat!

Ich hatte nicht erwartet, dass alles fertig werden würde, Bad und Toilette installiert, Türen eingebaut, Eingang gepflastert, aber die tüchtigen Mannen schafften es, im letzten Abdruck alles zu erledigen, lediglich der Elektriker vertröstete mich einen Tag um den anderen.









Freude und leise Wehmut beschlich mich, als die Mischmaschine und die letzten Werkzeuge verladen wurden.
Noch schnell ein letztes Foto, by, by, .......irgendwie werde ich sie alle vermissen!




Gusi, der Kasperl der Truppe, der den ganzen Tag lautstark und furchtbar falsch vor sich dahin sang und mich immer anstrahlte, wenn ich seine Arbeit kritisierte und lachend meinte, - das ist "Rustico", gehört sich so!
Der kleine Paulo, der wirklich mit Liebe seine Mauern aufzieht und der stille Angelo, der immer eine hilfreiche Hand hatte, wenn ich wo nicht alleine zurecht kam.
Nicht zu vergessen, Rosario, der Chef der Truppe! Mit ihm hatte ich so manche Meinungsverschiedenheit auszutragen, waren doch unsere Meinungen, wie etwas gebaut werden sollte, manchmal grundverschieden.
Als Frau, die auch technisch nicht ganz dumm ist, hatte ich bei ihm einen schweren Stand!
Er nahm mich immer wieder auf die Schaufel und ich viel oft genug auf seine Scherze herein.
Trotzdem glaube ich, dass wir uns sehr respektieren, irgendwie hat er akzeptiert, dass auch Frauen mit so etwas wie einem Gehirn ausgestattet sind.




Wie wird das jetzt sein, wenn ich wieder ein Privatleben habe, nicht jeden Morgen punkt sieben ein fröhliches Bon Dia hinaus plärren muss, nicht jede Minute darauf gefasst sein muss, das einer schreit, - Patroa, wie groß soll nun die Öffnung für das Fenster sein?
Schon vor Monaten habe ich eingesehen, dass es einfach unmöglich für mich ist, in Ruhe irgend etwas zu arbeiten, solange die Bauarbeiter hier sind. Irgendwann habe ich auch aufgegeben Unico zu longieren, an Reiten war ohnehin nicht zu denken!
Mitten im Programm, schrie immer einer, Senhora, wir brauchen jetzt dringend....... Ein total verdutzter Unico blickte mir unverstehend nach, wenn ich plötzlich die Longe aushakte und Richtung Haus spurtete.



Sieben Monate lang hatte jetzt die Baustelle absoluten Vorrang, alle meine persönlichen Bedürfnisse mussten zurück gestellt werden.
Einige Stunden bevor mein Bruder ankam, erschien dann auch noch der Elektriker um die letzten Schalter und Steckdosen zu montieren. Es schüttete wie aus Kübeln, der lang ersehnte Regen war da.
Ich schrie nur mehr, nein, bitte nicht, seid ihr wahnsinnig, alles ist geputzt und fluchte in breitem Österreichisch vor mich hin! Die Männer latschten mit Lehm verschmierten Schuhen kreuz und quer durchs Haus, ich stand nur mehr Händeringend daneben.
Mittags waren sie endlich fertig und ich versuchte fieberhaft wieder alles sauber zu bekommen. Nebenbei baute ich noch schnell ein kleines Padock für die Pferde, die trotz des strömenden Regens absolut nicht in ihren Stall gehen wollten, doch das ist ein anderes Thema!
Endlich war alles pünktlich für die Ankunft von Herbert und Lena bereit, - ich freute mich auf eine schöne Woche, einmal nur Familie, Baustelle adee!
Doch der Wettergott machte uns einen gründlichen Strich durch die Rechnung, ein hartnäckiges Tiefdruck Gebiet drehte sich genau über Portugal und bescherte uns reichlich Regen.
Wir wateten durch den Schlamm, plünderten die Markthallen, heizten den Kamin und kochten herrliche Fischgerichte.



Als die beiden nach einer Woche, frühmorgens ihre Heimreise antraten, glaubte ich meinen Augen nicht zu trauen, - es war wie ein schlechter Witz,- die Sonne schien, der Himmel war wieder tiefblau, ich hatte mein herrliches lichtvolles strahlendes Portugal wieder.

Fortsetzung folgt.....