Montag, 26. November 2012

Zauberwörter

Zauberwörter gibt hier viele, doch eigentlich gäbe es sie auch bei uns.
Ruhe, Gelassenheit, Fröhlichkeit, hier werden sie nicht nur gesprochen, hier werden sie gelebt.
Calma, calma, ist eines der häufigsten Wörter hier, was so viel heißt wie, nun mal mit der Ruhe, nichts wird so heiß gegessen wie es gekocht wird! Egal was schief läuft, erst einmal heißt es calma!
Daraus resultiert die Gelassenheit und schon wird wieder gelacht und man ist fröhlich!

Ich bewundere die Portugiesen dafür, gerade jetzt in der Krise, die nun schon überall deutlich zu spüren ist.
Immer mehr Geschäfte und Restaurants müssen schließen, dabei plant die Regierung weitere Steuern und Sparmaßnahmen!
Aber calma, man macht etwas mehr schwarze Geschäfte,- wenn die da oben in Lissabon noch mehr Geld von uns wollen, bekommen sie bald gar nichts mehr!


Man rückt näher zusammen, hilft sich gegenseitig. In fast allen größeren Städten gibt es jetzt schon gratis Essensausgaben, für die wirklich armen, die manchmal mit weniger als 200 Euro im Monat auskommen müssen.
Trotzdem verlieren die Menschen nicht den Mut, sind ruhig, gelassen und fröhlich!
Manchmal denke ich, es liegt wirklich nur an der geistigen Einstellung, vielleicht nehmen wir unser Leben zu ernst? Was wir uns oft ärgern, wenn etwas nicht nach Plan läuft, oder unseren Wünschen entspricht.
 Hier gibt es blos ein Schulter zucken, was solls, guck, der Himmel ist blau, komm essen, mein Nachbar grillt gerade sein Schwein!
Auch viele Ausländer die schon Jahre hier leben eignen sich diese Mentalität an. Eine Bekannte von mir, Schweizerin, hat ein riesiges wunderschönes Haus. Als es zu regnen beginnt, flitzt sie in die Küche, die eine Glaspyramide als Dach hat. Ich muss meine 5 Kübel aufstellen, das Dach leckt!
Ich meinte, ja kann man das nicht reparieren? Ach, das habe ich aufgegeben, da muss man sich nur ärgern, morgen scheint eh wieder die Sonne. Komm lass uns unseren Tee genießen, das ist wichtiger, - und wir lachen beide über die farblich abgestimmten Plastiktöpfe, in die es nun plitsch, platsch macht.
Langsam beginnen diese Zauberwörter auch bei mir zu wirken.
 Die Gewitter und starken Regenfälle haben einiges an Schaden angerichtet.
Das neu aufgeschüttete Padock ist zur Hälfte einfach weg geschwommen. Doch was soll es, ich schaufle zurück was geht und freue mich lieber daran, das der Regen nun alles zum grünen und blühen bringt!



Die Pferde durften nach 2 Tagen Padock Aufenthalt wieder, auf die nun grüne Koppel.
Anfänglich wurde eifrig gefressen, ein schönes Bild!


 Doch dann stieß Cleo einen Quietscher aus und eröffnete ein Wettrennen.
Calma, calma Pferde,- rief ich über die Wiese, doch die Antwort der Pferde war nur, - jetzt ist Fröhlichkeit und Lebensfreude angesagt!
Also übte ich Gelassenheit, bewunderte die Kapriolen und Pirouetten der Pferde und freute mich, das sie so gesund und fit sind.




Die frische Wiese ist jetzt ein Sturzacker, aber was solls, der Himmel ist blau, das Gras wird wieder wachsen.


Fortsetzung folgt.........

Samstag, 17. November 2012

Frühling im November

Nach den intensiven Regenfällen ist alles schlagartig grün geworden und wenn dann noch die Sonne vom tiefblauen Himmel lacht, glaubt man es ist Frühling und nicht Mitte November!
Leider hatte mich nun doch die Grippe erwischt, die hier in der Gegend schon seit Wochen zirkuliert.
Es war echt heftig, der Kopf dröhnte, jeder Knochen tat weh, ich konnte kaum einen Buchstaben klar lesen.
Blind testete ich mit dem Biotensor herum und schob alle möglichen Homöopathischen Kügelchen in den Mund.
Meine Pferde mussten versorgt werden und nur einen Ballen Heu  heben, verursachte Herzrasen, das ich dachte in der nächsten Sekunde falle ich tot um!
Einmal rief ich Egle meine Nachbarin aus Litauen zu Hilfe, sie konnte mir zumindest die schweren Scheibtruhen mit dem Mist auslehren. In spätestens 2 Tagen musst du aber gesund sein, - meinte sie, - am Donnerstag fliege ich für 2 Monate nach Hause und vorher müssen wir unbedingt noch einmal gemeinsam an den Strand fahren.
OK, also war ich pünktlich mehr oder weniger gesund,- Schnupfen und Husten begleiten mich noch, aber Fieber und Gliederschmerzen sind weg.


Da ich nicht viel Zeit hatte, fuhren wir nur auf die Ilha in Faro, es war ein strahlend sonniger Tag.
 Ich dachte nur an einen kleinen Strandspaziergang, doch als wir aus dem Auto ausstiegen, sah ich das Egle Handtuch und Bikini dabei hatte. Sag bloß, du willst schwimmen gehen? Why not, lets check the water!
Nun stand ich schön blöd da, ich hatte nicht einmal ein Handtuch im Auto!
Der Strand war Menschenleer, nur einige Fischer hielten ihre Angelruten in die Brandung.
Das Wasser war wirklich warm, herrlich Türkisgrün, die Verlockung war sooo groß!



Egle komm, steig ein ins Auto, wir fahren noch ein Stück, ganz bis ans Ende der Strasse, vielleicht sind dort keine Fischer, dann können wir auch ohne Bikini schwimmen gehen.
Gesagt getan, an der Südspitze der Insel war kein Mensch, blitzschnell zogen wir uns aus und stürzten uns lachend und kreischend in die Wellen.
Total verrückt, total herrlich, ich vergaß meine Grippe, - Mitten im November nackig im Atlantik zu schwimmen, das hat schon was!






Zum anschließenden Fotoshooting waren wir schon
wieder brav abgetrocknet und angezogen.














Immer noch lachend und übermütig traten wir den Heimweg an. Unterwegs trafen wir viele Tiere, die den Tag anscheinend genau so genossen wie wir.






Eine ganze Herde Schafe kam uns auf der Strasse in vollem Galopp entgegen und einige Kilometer weiter sahen wir ein Rudel junger Schweine. Sie dürften irgendwo ausgebrochen sein, sprangen mit Bocksprüngen über die Strasse, schnappten hier ein paar Eicheln, zupften dort ein paar Gräser, - Lebensfreude pur!
So eine fröhliche Gruppe dachte ich, wie kann man so etwas nur umbringen und essen!
Nun ja, früher habe ich auch mal Schinken und Schnitzel gegessen, - heute kann ich das nicht mehr verstehen.


Das prächtige Wetter hielt nicht lange, eine Gewitterfront zog auf und die war diesmal wirklich heftig!
Es blitzte und donnerte, alles war in gespenstisches blaues Licht gehüllt und wahre Wasserwände fielen vom Himmel. Der Strom viel aus und ich saß bei Kerzenschein vor dem Kaminfeuer.
Trotzdem war ich unheimlich dankbar, ich hatte ein gutes Dach über dem Kopf und die Pferde standen halbwegs sicher im Stall.
Wenn es vor einem Jahr um diese Zeit so geschüttet hätte, währe dies für meine Baustelle eine Katastrophe gewesen.
Nächsten Morgen hörte ich in den Nachrichten, das ein Tornado über die Algarve gezogen ist, verwüstete Campingplätze, abgedeckte Häuser, ein eingestürztes Stadion und geflutete Keller und Straßen.
Vorsichtig ging ich nach draußen, eine Seenlandschaft umgab mein Haus, doch ansonsten war alles heil.
Die Pferde standen brav in den Boxen, alle Dächer waren ganz und kein einziger Baum war umgestürzt.
Gott sei Dank, es hätte auch anders kommen können.
Da es immer noch schüttete, setzte ich mich an den Laptop und begann den Blog zu schreiben. Dachte dabei gerade an Egle, die jetzt wohl schon im kalten Litauen ist, als ich aus dem Augenwinkel Egle vor meiner Terrassentüre stehen sehe.
Hilfe, ich werde verrückt, ein Phantom, - doch das Phantom lächelte scheu und winkte verlegen vor der Türe.


Egle, was machst du hier, ich dachte du bist schon seit 2 Tagen Zu hause?
Yes, it is crasy, ich habe so lange auf den Flug gespart, doch dann stand ich in Lissabon am Flughafen und dachte, ich kann einfach nicht weg, - der blaue Himmel, der Atlantik, - jetzt bin ich wieder hier, hast du Zeit auf einen Kaffee?
Natürlich hatte ich,- wir lachten und lachten über unsere Verrücktheiten, - alles ist abseits jeder Norm und Vernunft, doch wir leben wirklich, wahrhaft und intensiv!!


Fortsetzung folgt...........

Freitag, 9. November 2012

Halloween und noch mehr Regen!

Mit gespannter Erwartung fuhr ich am 31. Oktober nach Estoi, wo ich in einem Künstler Restaurant zu einer Halloween Party eingeladen war.
Wahnsinns tolle Dekoration, ein irre gestyltes Buffet und total phantasievolle Kostüme, - doch im nächsten Moment dachte ich, - du lieber Himmel, das sind ja alles Grufties hier, mit Ausnahme des Personals und eines Jameikanischen Sängers war ich wohl die Jüngste hier!
Als dann noch ein klappriges, dürres, altes Männchen mit Gehstock, mühsam seine Jacke auszog und hinter dem Schlagzeug Platz nahm, sank meine Stimmung, - das kann ja heiter werden!!!!!
Ja,- man soll nicht immer so viel denken, - der Abend war echt Spitze!
Die Männer hinter den Instrumenten wechselten sich reihenweise ab, der Koch, der Restaurant Besitzer, diverse Gäste, einer besser als der andere, eine tolle Jam Seccion!
Irgendwann im laufe des Abends, dachte ich, - ja, die alle sind im Alter der Roling Stones, sie haben zwar alte Körper, aber sie leben und machen irre gute Musik, lachen, tanzen, singen und sind fröhlich!

Als ich nächsten morgen aufwachte, erwartete mich anstatt des versprochenen blauen Himmels, strömender Regen. Jetzt war wirklich "Land unter!"
Der Wetterbericht hier gleicht einem Lotterie Spiel, oft wird die Prognose fünf mal am Tag geändert!






Das einzig zuverlässige hier ist das Satelitenbild. Wenn im Umkreis von Portugal keine Wolken zu sehen sind, dann haben wir blauen Himmel, - doch dazu brauche ich  keine Metereologen, das kann ich auch selbst sehen!
Sollten jedoch Fronten aufziehen, weiß keiner so genau bescheid, - alles ist möglich! Ich habe 5 verschiedene Programme auf Internet, jedes meldet etwas anderes. Schlußendlich bleibt nur der Blick zum Himmel, - Hilfe es kommt rabenschwarz, schnell Heu und Pferde in die Boxen, gerade geschafft und der Himmel öffnet seine Schleusen im wahrsten Sinn des Wortes.

So schüttet es nun immer wieder wie aus Kübeln, alle Weiden sind geflutet, ich musste die Pferde auf ein kleines Padock zurück sperren, sonst währen meine Koppeln nur mehr ein Sturzacker.




Dabei hat es 22 Grad und das Gras sprießt wundervoll! Wenn Pferde lesen könnten, würde ich ja ein Schild aufstellen mit "Achtung frische Rasensaat, betreten verboten!" Leider können sie nicht lesen und so hilft nur ein stark geladener Elektro Zaun.
Die Pferde stehen dahinter und betrachten mit sehnsüchtigen Augen das frische Grün. Ich kann sie so gut verstehen. Täglich sage ich ihnen, - Geduld meine Lieben, die Sonne kommt wieder, alles wird trocken und bald habt ihr eine wunderschöne Weide!


Eigentlich braucht man hier gar nicht viel Geduld, alles wächst so schnell, alles entwickelt sich so schnell!
Rückblicke helfen mir selbst geduldig zu bleiben. Gerade fand ich ein altes Foto, gerade ein Jahr alt, doch wenn ich es mit dem heutigen Zustand vergleiche, liegen wirklich Welten dazwischen.

Also denke ich , wenn ich schon in einem Jahr so viel geschafft habe, - wie schön wird es dann erst in einigen Jahren sein, - nur Mut Helga, es wird!










Fortsetzung folgt.....