Dienstag, 20. Februar 2018

Portugal schließt seine Pforten

Ja, liebe Leser, irgendwann ist es für mich immer wieder Zeit Neues zu starten.
Ich musste schon immer innerlich lachen, wenn mir diverse Gäste zu meiner Farm hier, und in ihren Augen anscheinend, zu meinem Lebenstraum gratulierten, .. ,dabei dachte ich, - sorry , ihr habt ja keine Ahnung! Das Projekt Portugal ist einer meiner Lebensträume, - aber ich habe immer wieder Neue!
Ja, ich wollte immer irgendwann richtig im Ausland leben, mit allem pro und contra. Nicht nur schnell irgendwohin auf Urlaub fahren, sondern mit allen Sinnen erleben, wie es sich anfühlt in einem Land zu leben, in dem du eigentlich nicht zuhause bist.
Das habe ich nun hier wirklich erfahren. Ich weiß nun wie es sich anfühlt wenn es 7 Monate nicht regnet, ich weiß wie es sich anfühlt, der Sprache nicht richtig mächtig, mit all den Behörden und einer anderen Kultur umzugehen, ich kenne nun auch die Angst, wenn rundherum die Wälder brennen, ich kenne nun auch nun all die Problematik dieses Landes, - habe aber auch gelernt damit umzugehen.
Ich habe es aber auch unglaublich genossen, ohne Schnee, Glatteis und Nebel zu leben.
Die Möglichkeit in all den Genüssen eines südlichen Landes zu schwelgen,... immer zuckersüßes Obst, frisches Gemüse und wenn mir mal nach Fisch oder Shrimps ist, - 10 Minuten mit dem Auto und ich bin am Markt mit überwältigendem Angebot!
Alles frisch, gerade gefangen, gesund und fröhlich im Meer gelebt und nicht aus einer Zuchtfarm.
Ja, das alles werde ich schrecklich vermissen, - aber auch in Portugal gab es Dinge die ich vermisste,....ein richtig gutes Roggen Bauernbrot, frischen Hollunder, der Geruch vom Wald, meine heimatliche Sprache und die Kultur meines Heimatlandes.
Apropos Sprache, aus meiner Sicht gesehen spreche ich ja hier permanent 3 Fremdsprachen, Englisch, Portugiesisch und man sollte es nicht für möglich halten, auch Deutsch!
Wenn ich so spreche wie in Österreich gewöhnt, versteht mich hier kein Deutscher, warum auch immer. Also habe ich mir richtiges Deutsch zugelegt, hole eine Schubkarre und die Harke, koche Aprikosenknödel und Sahne dingsbums, und frage nach freien Stühlen und einer Tafeldecke.
Wie sehr uns unsere heimatliche Sprache immer verfolgt, zeigte ein kleines Beispiel mit dem einzigen Österreicher den ich hier kenne.
Reinhard lebt seit 35 Jahren in Portugal, ist hier Staatsbürger mit allem drum und dran. Kürzlich war er mit einem Deutschen Freund hier zu Besuch auf der Farm. Ich wusste, das Reinhard eine Bruch Operation hinter sich hatte, auf die er auf Grund des hiesingen Sozial Systhems ,ein Jahr warten musste. Also fragte ich ihn, ob den nun alles gut sei? Weit gefehlt, die Narbe brach erneut auf und eine weitere OP stand am Programm. " Des is oba a Scheiß" entfuhr es mir spontan!
Reinhard strahlte wieder Erwarten über das ganze Gesicht und sagte zu seiner Deutschen Begleitung, - hörst du das? das ist richtig Österreichisch, so etwas sagt nur die Helga zu mir, - ich liebe das!!!
Fazit, - unsere Sprache, unser Dialekt, vermittelt uns immer das Gefühl der Heimat und unsere Wurzeln, egal wie gut wir in fremden Ländern integriert sind.

Zeitfaktor? Warum sind meine Weichen jetzt umgestellt? Ganz einfach, - ich vermisse meine Pferde!!
Nachdem ich letztes Frühjahr nur mehr mit Krücken gehen konnte, war die Versorgung der Pferde täglich eine enorme Herausforderung und ich habe sie schweren Herzens zurück nach Österreich transportiert.
Hier werden sie zumindest am Hof meiner Tochter gut versorgt. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass ich sie schrecklich vermisse,...
Ich will einfach wieder mit meinen Pferden leben, ansonsten ist das Leben in Sonne und allen Annehmlichkeiten, nicht richtig lebenswert für mich.
Also steht meine Farm und mein geliebtes Paradies nun zum Verkauf.
Erneut eine große Herausforderung und ich muss mir wieder die Frage stellen, - " wo werde ich wohl landen?"
Wieder einmal bei 0 anfangen, kein Haus, keine Küche kein Bad? altes Haus kaufen, Grundstück kaufen und bauen? Fragen über Fragen, - das Einzige was ich mit Gewissheit weiß, ist ,dass ich meine Pferde in meiner Nähe haben möchte.
Ja und was will ich denn nun Neues erleben? Eine gute Frage in meinem Alter. Ich habe schon so viel in meinem Leben hochgezogen und bewältigt, was bleibt da noch offen?
Ich weiß es Gott sei Dank bereits, - ich will nur mehr ich sein!
Das hört sich vielleicht etwas abgehoben an, - aber das ist etwas das ich bis jetzt noch nie so wirklich gelebt habe.
Ich will meine Pferde arbeiten und reiten, so wie es sich für mich und das Pferd gut anfühlt, ohne Turnier Stress und ohne Erfolgszwang, einfach nur um Freude zu fühlen, meine Freude, und die Freude des Pferdes unter mir.
Ich möchte nur mehr Kleider tragen in denen ich mich wohl fühle, egal ob es der derzeitigen Mode entspricht, oder auch nicht.
Ich möchte meinen Empfindungen entsprechend wohnen, egal ob es andere für passend halten oder auch nicht.
Ich werde wieder einen Garten haben, aber keine Hektares, nur ein kleines Stück Land, das ich aber dann auch wirklich in Ordnung halten kann.
Ja, ja, ja, - ich weiß der Weg, das wird kein leichter sein, aber ich will ihn gehen um wiederum Neues zu erfahren.
Also ein erneuter Aufbruch ins Ungewisse, - aber gerade das macht Leben so unglaublich spannend,..
Das könnte jetzt mein letzter Blog gewesen sein, - aber vielleicht gibt es dennoch eine Fortsetzung, sobald ich weiß, wo ich nun diesmal gelandet bin?

Fortsetzung folgt, ..... vielleicht?