Sonntag, 11. September 2016

Waldbrände in Portugal

Für mich war es ein ganz normaler Tag, der Plan war nach Guia  in den Baumarkt zu fahren, um endlich meine alten Gardenia Brausen (kaputt durch Verkalkung) durch neue zu ersetzen. Wie immer war dann auch ein netter Strandbesuch eingeplant, - wenn man nun schon 60km fährt, dann auch mal neue Strandkulisse, - Praia Donna Eulalia, mit super Fisch Restaurant!
Schon auf der Fahrt richtung Loule, dachte ich, - nanu, Wolken am Himmel????
Wetterbericht war, - wolkenlos, 34 Grad, Meer 25 Grad, - ???? mein schöner Strandbesuch wird doch nicht ins Wasser fallen?



Je länger ich Richtung Guia fuhr, desto düsterer wurde der Himmel! Langsam wurde mir klar, - es brennt! Als ich den Baumarkt erreichte, war ich mir gewiss, - schwarze Rauchschwaden stiegen hinter dem Baumarkt auf und verdüsterten den eigentlich tiefblauen Himmel.
Ich erledigte schnell meine Einkäufe, und fuhr weiter in die schöne Bucht, die ich vor Augen hatte.
Doch der lebhafte Westwind, trieb die schwarzen Wolken auch über diese Bucht. Gespenstig und gruselig zugleich, die einen Leute liegen am Strand, als ob das alles normal wäre, - die anderen laufen mit den Handies herum und fotographieren was das Zeug hält, - und dann gibt es noch diejenigen die schleunigst ihre Sachen zusammen packen um ihre vermeintlich sicheren Hotelburgen aufzusuchen.



Einen kurzen Schwimm im türkisen Meer konnte ich mir nicht verkneifen, doch der Apetit war mir restlos vergangen!  Eigentlich wollte ich nur mehr schnell nach Hause zu meinen Tieren, - die Angst von dem Waldbrand 2012 hinter meiner Farm sitzt anscheinend noch tief in den Knochen.
Theoretisch wusste ich zwar, dass der Brandherd in Monchice ca 100km von mir entfernt ist, - aber mit dem nötigen Rückenwind, fliegt das Feuer in windeseile über Kilometer hinweg, nach 3 Monaten Trockenheit und täglichen Temperaturen um die 40 Grad, brennt alles explosionsartig , wie Zunder.
Eine Stunde später erreichte ich heil die Farm, - alles in Ordnung, aber die Rauchwolken waren unsere treuen Begleiter. Auch hier war der Himmel verdüstert, - eine Nachbarin schrieb auf FB, "der Rauch zieht über uns, die Engel fliegen fort"


Die Sonne war tief orange hinter all den Rauchschleiern, sogar der aufgehende Neumond präsentierte sich in dunkelstem Orange, -eigentlich ein super Motiev für Fotografen, - doch meine Gedanken waren bei all den kleinen und großen Tieren die verzweifelt versuchten diesem Höllen Inferno zu entgehen. Zugleich dachte ich an die 800 Feuerwehrmänner die hier verzweifelt ihr Bestes taten.
Wir laufen bei diesen Temperaturen nur mit leichtem Leinenblüschen bekleidet herum, und dann siehst du die Bilder der Feuerwehrmänner, volle Montur, schwerer Anzug, Gesichtschutz und Helm, und dort wo diese Kerle arbeiten hat es wohl etwas mehr als die regional üblichen 38 Grad!!!
Zuhause suchte ich natürlich sofort im Internet nach weiteren Infos, - es war immer noch das Feuer von Monchice, hunderte Feuerwehrmänner im Einsatz, unterstützt von Russischen Flugzeugen, der Westwind trieb das Feuer bereits nach Portimao, - Hotels wurden evakuiert, usw., ..
Ich verfolgte die Geschichte weiter auf Facebook und da kamen so viele Komentare, - diese verdammten Brandstifter,..
Dan kamen noch Komentare, wie, immer diese Gier und der schnöde Mammon. ??????? Tausend Fragezeichen? Was konnte ein Mensch wohl für einen Vorteil davon haben, die Portugiesische Pampa abzufackeln? Ich kenne die hiesigen Baugesetze gut genug um zu wissen, dass abgebranntes Land kein Bauland wird , sondern weiter Terreno Rustica bleibt, - also wozu sollte das alles gut sein???
Ich begann vorsichtig Fragen zu stellen, - bekam auch reichlich Antwort,...
Ja Helga weißt du denn nicht???
Die Löschflugzeuge, sind private Unternehmen, der Portugiesische Staat zahlt pro Stunde Einsatz, 30 000.- Euro an diese Unternehmen! Ja Helga, denkst du, die löschen nur mit Wasser??? Dem Wasser werden Chemikalien beigesetzt,- da steckt eine ganze Industrie dahinter!
Ganz böse Zungen stellen auch die Vermutung auf, Portugal plant die Rechte für Freaking an der Küste zu vergeben, - das stößt natürlich auf wehementen Wiederstand der Bevölkerung, - rettet die Algarve, - rettet unsere saubere Küste! Doch nun hat die Portugiesische Regierung ein super Druckmittel, - die bekämpfung der Waldbrände kostet den Staat viele Millionen Euros, - wir brauchen neue Einnahmequellen, also lasst unsere Küsten durchrütteln auf das wir Öl finden und das Finanzsysthem weiter besteht.
Eigentlich unvorstellbar, das dies alles der Wahrheit entspricht! Die Tatsache, das es eine sogenannte "Löschindustrie" gibt, die von jedem Brand profitiert, die muss mein  Kopf erst einmal verdauen,..
Aber die Tatsache, das das Feuer in Monchice gleichzeitig auf einer Länge von 10 km Länge ausbrach, gibt schon sehr zu denken. Da verlieren Erklärungen, wie achtlos weggeworfene Zigarette oder Glasscherben, ihre Glaubwürdigkeit!
Ist die Menschheit wirklich so verrottet? - da siehst du Bilder von erschöpften Feuerwehrmännern, die sich einfach nur Mitten auf der Strasse nieder legen um neue Kraft zu tanken, - Bilder von verzweifelten, ganz einfachen Portugiesischen Menschen, die ein absolut bescheidenes Leben fristen, ohne Strom und sonstigem, sie müssen erschüttert zusehen wie ihr Feld, ihr Garten und ihre einzige Ziege, die sie mit Milch versorgt, den Flammen zum Opfer fällt.
Es ist einfach tot traurig, was bedeutet schon dieser Profit der "Löschindustrie" gegen all dieses Leid!
Ich verschone euch mit Bildern von den Orten wo es wirklich "heiß" her geht, Sende euch nur meine persönlichen Eindrücke,...
Einfach mal zum Nachdenken, - wohin wollen wir uns als Menschheit hin bewegen? In vollem Galopp auf den Abgrund zu? Oder würden wir es vielleicht vorziehen gemeinsam die Schönheit dieser Erde zu genießen?
Eines ist jedenfalls sicher, - wir haben die Wahl, wie immer auch wir uns entscheiden,..

Hier wie immer, - Fortsetzung folgt,..................

Dienstag, 6. September 2016

Der letzte Suma war sehr schean,... (Song von STS)

Für alle die nicht aus Österreich kommen, - der letzte Sommer war sehr schön, - I bin in irgendana Bucht do glegn, - Ich da in irgend einer Bucht gelegen, - die Sun wie Feia auf der Haut, - die Sonne wie Feuer auf der Haut,....
Ja und so war es wirklich, - ein Rekord Sommer in Portugal. Seit ich am 22. Juni von Österreich zurück an die Algarve kam, pendeln die Tagestemperaturen zwischen 30 und 40 Grad, - ich weiß schon gar nicht mehr wie sich 20 Grad anfühlen.
Wie überlebt man da? Also alles eine Sache der Einteilung, und ich musste selbst einmal lernen auch Ferien zu machen!
Die Pferde haben Pause, hängen dösend in den Stallungen, sind dankbar für die tägliche Massage mit Cocosöl, - das hält die Fliegen fern. Alles staubt, nur einige wenige Trabschritte lösen einen Sandsturm aus, - hat aber auch den Vorteil, das beide Pferde frei am Padock stehen und eine lauwarme Dusche mit dem Schlauch genießen.
Das Heu, machte mir auch große Sorgen, da ja mein lieber Lieferant aus dem Alentejo letzten Dezember verstorben ist. Ich habe aber ausfindig gemacht, wer diese Wiesen jetzt mäht, leider gibt es keine Kleinballen mehr, sondern nur mehr große Quaterballen.
Wie bekomme ich diese riesigen Dinger wohl in meine kleine Scheune? All die Jungs die hier herum hängen, hatten wenig Ambitionen, bei 35 Grad im Schatten 350kg schwere Ballen zu wuchten.
Aber wie immer kam von irgendwoher Hilfe, Billy, Sohn Deutscher Einwanderer und Student auf der Agraruni in Beja, kam mit seinem Tracktor. "Hey Billy, wie willst du denn das machen, die Betonstufe zu meiner Scheune ist 60cm hoch?" " Ach mein Tracktor, der ist stark, der hüpft da einfach rauf!"  Tja und der Tracktor ist tatsächlich "rauf gehüpft", - jetzt liegen wenigstens 12 Ballen sicher verstaut im Trockenen.
Gestern habe ich mit Wehmut, den letzten kleinen Ballen von Rogger aufgeschnitten, und heute den ersten Großballen geöffnet. Das neue Heu hat Qualität, doch mit den Mengen der Fütterung muß ich mich erst neu orientieren, - das Maß 3 Spalten für jeden, gilt ja jetzt nicht mehr!

Die Hunde habe ich bei dieser Hitze des Nächtens ausquartiert. Wärend des Tages liegen sie wie tot am kühlen Fliesenboden im Haus, - lediglich das Schnarchen von Liz unterbricht die Stille. Kaum wird es finster, erwachen die Lebensgeister, - ich öffne alle Fenster und Türen und die Hunde verschwinden in der Dunkelheit. Leider kehren sie doch manchmal ins Haus zurück, - am Morgen fehlt wieder ein Paar Schuhe, die zerbissenen Reste finde ich dann wie üblich am Reitplatz!
Richtig sauer war ich, als auch mein halbfertiges Strickzeug verschwunden war, - der Pullover hat es Gott sei Dank überlebt, aber das Garnkneuel war in tausend Fetzen, vermischt mit Sand und vielen Kletten.
In mühsamer Kleinarbeit konnte ich noch so viel Garn retten, um die Bündchen fertig zu stricken. Ich werde diesen Pullover immer mit besonderer Andacht tragen, denn nur ich weiß um seine Geschichte!

Dann gibt es noch den Garten, mit seinen überreichen Früchten, - ich weiß oft gar nicht wen ich noch beschenken soll. Momentan gibt es reiche Ernte von den Feigen Bäumen, 20 an der Zahl und jede Frucht schmeckt anders. Eine Freundinn holt sich wöchentlich einige Kisten und kocht Marmelade im Akord, trotzdem fällt das Meiste unverwendet zu Boden. Jetzt habe ich mal im Internet gestöbert, - bin fündig geworden, - koche Feigen Senf, - köstlich zu Ziegenkäse,- Feigen Chutney, mit rotem Zwiebel und Stern Anis, eingelegte Feigen, Sirup, Gewürze und ein Schuß Alkohol, - serviert mit einer Kugel Vanille Eis, - ebenfalls ein Genuß!

Aber natürlich gibt es auch menschliches zu berichten, ... meine Freundin Egle kam Anfang Juli von ihrem Unesco Job in Senegal zurück und wohnt seither im kleinen Gästehaus. Eigentlich wollten wir viel zusammen arbeiten, - doch bei dieser Hitze wurde es ein Sommer der Strandbesuche und der African Parties auf der Farm.
Zu viele durchgefeierte Nächte, zu wenig Schlaf, - aber es hat Spass gemacht und ich habe viele neue Menschen kennen gelernt.


Das bemerkenswerteste war wohl das Abenteuer mit Jaquil, Es gibt hier in Portugal eine Auffangstation für deutsche Sozialfälle, - Kinder mit denen man in Deutschland nicht mehr zurecht kommt, werden sozusagen zur "Reha" nach Portugal verfrachtet. Tanja, eine nette Frau aus Deutschland, ist die Organisatorin und sucht die richtigen Pflegefamilien. Doch Jaquil, wollte einfach keiner haben, also hat sie ihn behalten und sucht immer wieder einmal eine Tagesbetreuung für ihn.
So landete Jaquil auch für den einen oder anderen Tag hier auf der Farm. Ein Kind deutscher Eltern, aber rabenschwarz mit krausem Haar, 9 Jahre alt, hyper aktiev und super inteligent. Er spricht fließend 3 Sprachen, klaut wie ein Rabe und stellt in jeder unbeaufsichtigten Sekunde fürchterliches an.
Wenn ich ihm einen schönen Platz mit Tisch und Malsachen im Schatten schaffe, um nur kurz die Pferde zu versorgen, ist meine blütenweiße Hauswand binnen 5 Minuten mit einem bunten Graphity versehen. Gehen wir mittags in ein Restaurant essen, räumt er flugs alle benutzten Teller von den Tischen, - geht dann zum Kellner und verlangt 50 Cent für seine Arbeit. Mit diesen 50 Cent müssen wir dann unbedingt zum Aldi fahren, dort kauft er sich für 49 Cent ein Choko Croisant, mit dem er dann den Rücksitz von meinem Auto voll bröselt. Wenn ich dann meine, - Jaquil, iss dein Croisant zuhause, ansonsten bleibe ich stehen und du steigst aus dem Auto aus. Meint darauf Jaquil, - kein Problem, dann gehe ich zur GNR (polizei) und sage denen das du mich hier ausgesetzt hast!
Also um diesen cleveren Burschen braucht man sich wohl keine Sorgen zu machen, - er wird seinen Weg finden, wenn auch nicht immer auf sehr legale Weise!


So ist dieser chillige Sommer vorüber gezogen, mit vielen Parties, wunderbarem Schwimmen im Atlantik, - er hat heuer unglaubliche 27 Grad, - Lese Nachmittage im Haus, - das dank seiner Lehm Stein Wände immer noch kühle 24 Grad hat und verrückten Gästen, die bei 40 Grad im Schatten alte Ruinen besichtigen wollten.

In dieser Hitze hat meine neu errichtete Pergola, der Terasse den nötigen Schatten gespendet, - ich habe lange überlegt, wie ich es gestalten sollte, Schatten im Sommer, Sonne im Winter, - aber ich denke mit diesem "Vorhang" ist es gut gelungen. Wir hatten sogar ein "Sternschnuppen Fest", haben in einer besonderen Nacht den Vorhang zurück geschoben und konnten das wunderbare Schauspiel des Himmels beobachten.


Jetzt freue ich mich wirklich auf Herbst, den ersten wolkenbruchartigen Regen, auf die Arbeit mit den Pferden, - sie stehen schon in den Startlöchern und fragen wann geht es wieder los?

Wie immer, habe ich auch schon wieder ein neues Projekt im Kopf, der Bagger war schon hier auf der Farm, aber darüber berichte ich ein anderes mal,

wie immer, Fortsetzung folgt,........
auch wenn es manchmal Monate daurt.