Samstag, 17. November 2012

Frühling im November

Nach den intensiven Regenfällen ist alles schlagartig grün geworden und wenn dann noch die Sonne vom tiefblauen Himmel lacht, glaubt man es ist Frühling und nicht Mitte November!
Leider hatte mich nun doch die Grippe erwischt, die hier in der Gegend schon seit Wochen zirkuliert.
Es war echt heftig, der Kopf dröhnte, jeder Knochen tat weh, ich konnte kaum einen Buchstaben klar lesen.
Blind testete ich mit dem Biotensor herum und schob alle möglichen Homöopathischen Kügelchen in den Mund.
Meine Pferde mussten versorgt werden und nur einen Ballen Heu  heben, verursachte Herzrasen, das ich dachte in der nächsten Sekunde falle ich tot um!
Einmal rief ich Egle meine Nachbarin aus Litauen zu Hilfe, sie konnte mir zumindest die schweren Scheibtruhen mit dem Mist auslehren. In spätestens 2 Tagen musst du aber gesund sein, - meinte sie, - am Donnerstag fliege ich für 2 Monate nach Hause und vorher müssen wir unbedingt noch einmal gemeinsam an den Strand fahren.
OK, also war ich pünktlich mehr oder weniger gesund,- Schnupfen und Husten begleiten mich noch, aber Fieber und Gliederschmerzen sind weg.


Da ich nicht viel Zeit hatte, fuhren wir nur auf die Ilha in Faro, es war ein strahlend sonniger Tag.
 Ich dachte nur an einen kleinen Strandspaziergang, doch als wir aus dem Auto ausstiegen, sah ich das Egle Handtuch und Bikini dabei hatte. Sag bloß, du willst schwimmen gehen? Why not, lets check the water!
Nun stand ich schön blöd da, ich hatte nicht einmal ein Handtuch im Auto!
Der Strand war Menschenleer, nur einige Fischer hielten ihre Angelruten in die Brandung.
Das Wasser war wirklich warm, herrlich Türkisgrün, die Verlockung war sooo groß!



Egle komm, steig ein ins Auto, wir fahren noch ein Stück, ganz bis ans Ende der Strasse, vielleicht sind dort keine Fischer, dann können wir auch ohne Bikini schwimmen gehen.
Gesagt getan, an der Südspitze der Insel war kein Mensch, blitzschnell zogen wir uns aus und stürzten uns lachend und kreischend in die Wellen.
Total verrückt, total herrlich, ich vergaß meine Grippe, - Mitten im November nackig im Atlantik zu schwimmen, das hat schon was!






Zum anschließenden Fotoshooting waren wir schon
wieder brav abgetrocknet und angezogen.














Immer noch lachend und übermütig traten wir den Heimweg an. Unterwegs trafen wir viele Tiere, die den Tag anscheinend genau so genossen wie wir.






Eine ganze Herde Schafe kam uns auf der Strasse in vollem Galopp entgegen und einige Kilometer weiter sahen wir ein Rudel junger Schweine. Sie dürften irgendwo ausgebrochen sein, sprangen mit Bocksprüngen über die Strasse, schnappten hier ein paar Eicheln, zupften dort ein paar Gräser, - Lebensfreude pur!
So eine fröhliche Gruppe dachte ich, wie kann man so etwas nur umbringen und essen!
Nun ja, früher habe ich auch mal Schinken und Schnitzel gegessen, - heute kann ich das nicht mehr verstehen.


Das prächtige Wetter hielt nicht lange, eine Gewitterfront zog auf und die war diesmal wirklich heftig!
Es blitzte und donnerte, alles war in gespenstisches blaues Licht gehüllt und wahre Wasserwände fielen vom Himmel. Der Strom viel aus und ich saß bei Kerzenschein vor dem Kaminfeuer.
Trotzdem war ich unheimlich dankbar, ich hatte ein gutes Dach über dem Kopf und die Pferde standen halbwegs sicher im Stall.
Wenn es vor einem Jahr um diese Zeit so geschüttet hätte, währe dies für meine Baustelle eine Katastrophe gewesen.
Nächsten Morgen hörte ich in den Nachrichten, das ein Tornado über die Algarve gezogen ist, verwüstete Campingplätze, abgedeckte Häuser, ein eingestürztes Stadion und geflutete Keller und Straßen.
Vorsichtig ging ich nach draußen, eine Seenlandschaft umgab mein Haus, doch ansonsten war alles heil.
Die Pferde standen brav in den Boxen, alle Dächer waren ganz und kein einziger Baum war umgestürzt.
Gott sei Dank, es hätte auch anders kommen können.
Da es immer noch schüttete, setzte ich mich an den Laptop und begann den Blog zu schreiben. Dachte dabei gerade an Egle, die jetzt wohl schon im kalten Litauen ist, als ich aus dem Augenwinkel Egle vor meiner Terrassentüre stehen sehe.
Hilfe, ich werde verrückt, ein Phantom, - doch das Phantom lächelte scheu und winkte verlegen vor der Türe.


Egle, was machst du hier, ich dachte du bist schon seit 2 Tagen Zu hause?
Yes, it is crasy, ich habe so lange auf den Flug gespart, doch dann stand ich in Lissabon am Flughafen und dachte, ich kann einfach nicht weg, - der blaue Himmel, der Atlantik, - jetzt bin ich wieder hier, hast du Zeit auf einen Kaffee?
Natürlich hatte ich,- wir lachten und lachten über unsere Verrücktheiten, - alles ist abseits jeder Norm und Vernunft, doch wir leben wirklich, wahrhaft und intensiv!!


Fortsetzung folgt...........

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