Dienstag, 17. April 2012

Eigensinnige Pferde

Meine vier Pferde sind wirklich sehr speziell und stellen mich laufend vor neue Herausforderungen!
Nach dem Anfänglichen Tohuwaboho, dachte ich, gut, ein zwei Wochen, dann ist Ruhe eingekehrt und wir beginnen zu arbeiten, - weit gefehlt!
Mein schöner neuer Unterstand wurde von Filho und Cleo sofort mit Wohlgefallen aufgenommen, Ventania betrat ihre 5x4 Meter Box nur mit äußerster Skepsis, fraß kaum und lief im Kreis.
Während Filho und Cleo sehlig in ihrem Berg Hobelspähne schliefen, zertrampelte Ventania bloß ihre Einstreu.
Trotzdem wurde es mit jedem Tag besser Nach einer Woche fraß auch Ventania ihr Heu, ich glaube aber niedergelegt hat sie sich nie!
Doch eines Morgens als ich zur Heufütterung zum Stall marschierte, fand ich drei völlig aufgelöste Pferde vor.
Cleo piaffierte hinter der Absperrung, der sonst so ruhige Filho stieg vor der Tür und Ventania raste im Kreis, alle drei wollten nur Eines, - raus! Ohne lange nachzudenken, spannte ich eine Leine als Absperrung bis zum Koppeleingang, schrie die Pferde an, damit sie nicht über mich sprangen und öffnete in fieberhafter Eile die schweren Schubstangen und Ketten, - in diesen Minuten hätte ich alles für ordentliche Boxentüren gegeben, die ich einfach nur hätte öffnen müssen!
Doch alles ging gut, und in Minuten standen die Pferde abschnaubend auf der Weide. Mein Puls raste immer noch, jetzt endlich fand ich Zeit zu Unicos Box zu blicken. Er schaute ganz cool und entspannt über seine Türe und schüttelte nur verwundert seinen Kopf über seine aufgelösten Artgenossen.
Ich atmete einmal tief durch, dann nahm ich auch Unico ans Halfter und führte ihn auf seine eigene Weide.
Mensch Unico, was bin ich froh so ein Pferd wie dich zu haben, - derzeit bist du mein Ruhepol und Anker!

Als ich im Laufe des Tages so über die Situation nachdachte, viel mir ein, dass Cid morgens wütend bellend Richtung Stall geschossen war. Wahrscheinlich war ein Rudel streunender Hunde über das obere Grundstück gelaufen und hatte die Pferde in Panik versetzt.
Nun sind die Pferde vorerst einmal Tag und Nacht draußen, - doch das ist keine Dauerlösung. Der Sommer und die Hitze kommt, sie brauchen einen kühlen Stall! Das Wichtigste ist aber, ich muss die Pferde getrennt füttern können, ansonsten wird Cleo ein fetter Mops und Ventania ein Skelett.
Also stehen neue Bauarbeiten ins Haus, - die Rückwand des Stalles muss mit Brettern geschlossen werden, schade, ich fand die Steinwände wunderschön!
Als nächstes bekommen die beiden Stuten ein Padock vor ihrer Box, Cleo würde das nicht brauchen, aber ich glaube Ventania muss in nächster Zeit selbst entscheiden können, ob sie sich in diesen "furchtbaren" Stall wagt, oder auch nicht!

Das Heu fressen die drei auf der Koppel friedlich nebeneinander, lediglich Filho wird manchmal von Cleo vertrieben, geht aber dann in Ruhe zu Cleos Fressplatz, - Ventanias Platz ist ohnehin unantastbar!
Einiges Kopfschütteln bereiteten mir die Wasserkübeln. Ich fülle die riesigen Bottiche täglich mit frischem Wasser, doch alle Pferde wollten nur aus dem grünen Kübel trinken, der Schwarze wurde nur im äußersten Notfall angerührt. Also folgerte ich Pferde wollen nicht aus schwarzen Kübeln trinken und kaufte schnell einen Weißen. Fehlkauf, der Weiße ist das letzte vom Letzten. Alle Pferde trinken nach wie vor aus dem Grünen, der Schwarze dient als Notreserve, der Weiße wird nicht einmal angeschnuppert!
Leider kaufte ich den grünen Kübel bereits im Ribatejo, hier an der Algarve gibt es keine! Es stehen noch Pink, Himmelblau und Orange zur Auswahl.
Ich werde das der Reihe nach testen, - jedenfalls kann ich dann die Meinung aller Pferdefachbücher wiederlegen, in denen steht, Pferde sind Farbenblind, - von wegen! Schwarz, Grün und Weiß können sie definitiv unterscheiden!
Ventania lieferte mir promt ein weiteres aha! Ich sah, dass sie wieder ihre offenen Stellen an den Fesselgelenken bekam. Sie hatte dies schon mal in Österreich, damals dachte ich sie klopft an die Boxentüre, da sie nicht ihrem Rang entsprechend, zuerst gefüttert wurde. Ich gab Anweisung sie Homöopathisch und mit Heilsalbe zu behandeln, es wurde aber nur schleppend besser!
Jetzt sah ich die offenen Stellen erneut, - nanu, hier gibt es keine Boxentüre und auch nichts anderes zum dagegen klopfen?
Ich stand sinnend vor der Stute und plötzlich viel es mir wie Schuppen von den Augen, ich dumme Kuh!!!
Die Punkte sind genau die tonisierungs Punkte des Dreifach Erwärmer Meridians! Wieso hatte ich das nicht früher erkannt,- Ventania hatte ein totales energetisches Ungleichgewicht und zur Selbsthilfe gegriffen indem sie ihre Beine benagte.
Schnell holte ich mein Massage Stäbchen und begann Ventania zu behandeln, frei stehend mitten auf der Koppel unter den anderen Pferden.
Da passierte etwas, das ich noch nie erlebt hatte, obwohl ich im Laufe der Zeit hunderte Pferde mit APM Massage behandelt hatte.
Die Atmosphäre auf der Weide wurde immer entspannter und ruhiger, Cleo und Filho standen Relax Haltung mit hängenden Ohren in unserer Nähe und schnaubten gelegentlich tief durch. Totaler Friede, Ruhe und Entspannung pur!
Ich war voll konzentriert auf meine Arbeit und zog mit meinem Stäbchen Ventanias Meridiane der Reihe nach durch.
Plötzlich spürte ich ein Schwanken im Pferdekörper und konnte mich gerade noch mit einem Sprung zur Seite retten, - Ventania war eingeschlafen! Die Nase am Boden, die Augen fest geschlossen, legte sie sich einfach nieder!




Wie durch ein Wunder waren die offenen Stellen, nur einen Tag nach der Behandlung verschwunden, - so einfach würden sich manchmal Probleme lösen lassen, wenn wir nur nicht immer Bretter vor unserer Intuition hätten!
Gelegentlich nehme ich mir, trotz der Bauarbeiten, die Zeit die Pferde zu longieren. Der Reitplatz, besser gesagt die unebene Piste, die momentan den Nahmen Reitplatz noch nicht verdient, liegt angrenzend zur Koppel von Filho, Cleo und Ventania. Das ist sehr angenehm für die Pferde, denn sie fühlen sich bei der Arbeit nicht vom Rest der Herde getrennt.
Für Unico ist es natürlich ein Highlight, hier zu laufen, er setzt sich gehörig in Szene um die Damen auch entsprechend zu beeindrucken!
Ach du liebe Pferdewelt, manchmal muss ich Tränen mit euch lachen, welch menschliche Züge ihr habt!
Als ich Unico hier das Erste Mal longierte hingen alle anderen Pferde gaffend am Zaun. Die Stuten nur mit Herzchen in den Augen, - ach, endlich ein richtiger Mann, oh sieh nur, ist der nicht toll, der Hals, der Ausdruck, ein Wahnsinn!
Filho stand mit gespitzten Ohren und geweiteten Augen daneben und verschlang jede Bewegung Unicos!
Mensch hab ich einen tollen Papa, was der alles kann, uihh , da muss ich noch viel lernen!
Plötzlich schien ihm in den Sinn zu kommen, dass auch er ein Mann war, - der kleine schüchterne Filho, der normalerweise nur von seinen dominanten Damen gejagt wird, - vertrieb die Stuten vom Zaun und schoss dann mit gebleckten Zähnen und angelegten Ohren Richtung Zaun und Unico!
Pah, toller Papa, das sind jetzt meine Stuten, glaub nur nicht dass du mich mit deinem Gehabe beeindrucken kannst!
Unico nimmt das gelassen, er steht über den Dingen, in der sicheren Gewissheit, das sein Charm bei Stuten unfehlbar ist!
So wird meine kleine Pferdefamilie immer mehr zu einer geschlossenen homogenen Gruppe, auch wenn sie nicht alle zusammen stehen.
Für mich ist es jedenfalls wunderbar, all dieses Geschehen und die Entwicklungen beobachten zu dürfen, - zu sehen, wie jeden Tag mehr Harmonie und Frieden einkehrt. Jeder hat seinen Platz und seine Aufgaben  in der Gemeinschaft,- ich wünschte Menschen würden ebenso in gegenseitigem Respekt und Achtung voreinander leben!
Ich liebe dieses Leben mit den Pferden ungemein!


Fortsetzung folgt........

1 Kommentar:

  1. Liebe Helga,

    ja das mit den Kübeln, da bin ich genau den gleichen "Leidensweg" gegangen. Wir waren in Wels auf der Pferdemesse. Gleich am ersten Tag fiel mir auf daß Marfim nicht trank - super, was tun? Ich hatte einen nagelneuen schwarzen Kübel gekauft für unsere Reisen zu den Shows. Nur Marfim weigerte sich beharrlich daraus zu trinken. Zu Hause hat er ja einen grünen in der Box, den bevorzugt er total und der Tränker bliebt meistens unberührt. Also bin ich nach Hause gefahren, war ja Gott sei Dank nicht soooo weit weg und habe den grünen Kübel geholt. Na ich hab noch nie ein Pferd mit soooo einem Zug gesehen. Ruck-zuck war der 20 l Kübel leer. Auch andere Farben habe ich ausprobiert, aber "saufen" tut er nur aus grün. Hat letztes Weihnachten von Frau Lochner sen. einen ganz tollen großen gekriegt, der fährt jetzt überall mit.
    Ja und die Sache mit Unico, es ist schon witzig, daß die anderen noch immer glauben daß er Hengst ist, ich denke die Ausstrahlung, wenn er erst in fortgeschrittenen Alter kastriert wird, ändert nichts am Gehabe. Der kleine Filho wird halt langsam auch erwachsen und natürlich - seine Stuten - die er nach Portugal begleitet hat, Wallach hin oder her, er fühlt sich halt als großer Beschützer. Die Männer - ganz gleich ob halb oder ganz sind halt ein eigenes Volk.

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