Sonntag, 19. Februar 2012

Alles hat zwei Seiten

Für meine Bauarbeiten herrscht fantastisches Wetter, ein Tag wie der andere, strahlend blau und heller Sonnenschein. Während meiner Abwesenheit wurde die Decke des Gäste Apartments fertig gestellt, In den letzten Tagen alle Elektro und Wasserleitungen installiert, morgen ist der Fußboden dran und dann wird schon verputzt und das Dach abgedichtet!
Der Unterstand für die Pferde nimmt auch schon Formen an, muss er auch, denn in zehn Tagen kommen meine Pferde, bis dahin muss alles bezugsfertig sein!
Letzten Samstag war es in der Früh kurzzeitig bewölkt und es nieselte etwas. Promt wollten meine Arbeiter nach Hause fahren, - der Pullover wird feucht, es ist gefährlich bei Nässe zu arbeiten, usw, .....
Ich wollte schon sagen, ja meine Herren, es gibt eine Regenjacke, ihr seid ja hoffentlich nicht aus Zucker!
Gott sei Dank mussten wir länger diskutieren wie man das Dach des Offenstalles im rechten Winkel montiert, und bis ich alle davon überzeugt hatte, wie das funktioniert, hörte es auf zu regnen und die Arbeit ging weiter.
Um die Ehre der Männer zu retten, meinte ich dann noch in meinem schlechten Portugiesisch, - ich bin kein Bauingineur, aber in meinem Kopf wohnt sehr viel Logik!
Da mussten alle Lachen und ich glaube langsam haben sie auch Respekt vor der ausländischen blonden Senhora, denn sie sehen ein, dass ich mit meinen "Vorschlägen" immer recht habe. Trotzdem brauche ich viel Fingerspitzengefühl, die Männer hier nicht zu kränken und in ihrer Ehre zu verletzten und andererseits dafür zu sorgen, dass sie keinen Pfusch bauen!
Apropos Pfusch, mein neuer Pferdestall ist kein Meisterwerk der Baukunst, - aber ich hoffe er wird seinen Anforderungen gerecht!
Das Holz ist hier so teuer,- also versuchte ich so gut es ging die alten Rundstangen des Hausdaches für den Stall zu verwenden. Dementsprechend buckelig sieht das Gebäude nun auch aus! Im Endeffekt fehlten uns noch 6 Dachlatten, die ich dann auch neu kaufte und dafür stolze 120.- Euro hinlegen musste!

Eines der größten Probleme ist, Regenwasser aus dem Stall fernzuhalten. Das dahinter liegende Grundstück liegt zwei Meter höher und bei Starkregen stürzt das Wasser in Bächen durch den Stall.
 Helena meinte einmal lachend, als sie die Pferde mit Heu füttern wollte, sei das Heu vor den erstaunten Augen der Pferde einfach weg geschwommen.
Ich finde das weniger witzig, da bei mir die Pferde auch Einstreu haben und diese ebenfalls weg schwimmt, beziehungsweise klitsch nass ist und täglich erneuert werden muss.
Also ließ ich jetzt eine kleine Rinne und eine vorgesetzte Betonwand errichten, - ob das funktioniert werde ich wohl erst beim nächsten Regenguss sehen, aber ich hoffe!



Gleich nach meiner Ankunft in Portugal, hatte ich einen Kurzbesuch von einer Freundin aus Deutschland, sie wollte nur einmal kurz in mein neues Domizil hineinschnuppern, eineinhalb Tage sind ja wirklich nicht besonders lang!
Nachdem wir die Pferde versorgt hatten, fuhr ich mit Susanne nach Tavira, einer typischen alten Küstenstadt an der Algarve. Cid der Hund begleitete uns im Kofferraum, mittlerweile sein zweites zuhause in dem er stundenlang brav schläft!
Als wir uns spontan zu einem Besuch der Illia Tavira entschieden, musste ich Cid doch ausladen, da das Auto in der Sonne stand. So ganz ohne Leine, die hatte ich zuhause vergessen, ob das mal gut geht?
Cid war brav, überquerte mit uns nach anfänglichem zögern die schmale Brücke über den Meeresarm und wir wanderten gemütlich den knappen Kilometer hinaus zum offenen Atlantik. Auf dem Rückweg benutzten wir die Schmalspurbahn, die die Gäste wieder zurück ans Ufer bringt. Ich fixierte Cid am Halsband, er schaute verwundert in die Gegend, blieb aber brav in dem offenen Bähnchen sitzen. Es trennten uns nur mehr knapp hundert Meter von unserem Auto, als Cid plötzlich beschloss eine Möwe zu jagen, den trockenen Weg verließ und freudig  mit riesen Sätzen durch den Meeres Schlick galoppierte! Oh nein, Cid, Cid, komm zurück, doch er war schon auf und davon!


So durfte ich dann einen Hund mit vier grünen Fango Packungen an den Beinen in den Kofferraum einladen!
Dem nicht genug, beschloss Cid, es sich bei unserem nächsten Aufenthalt, auf der Rückbank des Autos bequem zu machen! Ob ich das je wieder sauber bekomme,???
Susanne, aus dem kalten, wintergrauen Köln kommend, genoss natürlich auch jede Stunde Sonnenschein und blauen Himmel!
So sind wir alle glücklich über blauen Himmel und Sonnenschein,- bei dem üblichen Winterregen in Portugal währe es unmöglich das Haus und den Stall vor dem nächsten Sommer fertig zu stellen!




Die Kehrseite der Medailie ist, es gab seit Jahrzehnten keinen so trockenen Winter in Portugal! Keiner kann sich daran erinnern, dass es jemals so wenig geregnet hat. Ich selbst bin zwar kein Maßstab, so lange fahre ich noch nicht nach Portugal, trotzdem kenne ich ich dieses Land im Winter immer nur saftig grün! Jetzt werden alle Wiesen braun, wie normalerweise erst im Juni, ich muss täglich meine frisch gepflanzten Bäume bewässern, als wäre es Sommern. Selbst habe ich zwar keinen Fernseher, doch Nachbarn berichten, dass man täglich im TV Bilder von verhungernden Tierherden sieht. Die vielen Schafe, Ziegen und Rinder finden im vertrockneten Alentejo nichts mehr zu fressen. Das bewirkt natürlich akuten Rauhfutter Mangel im Land!
Diese Tatsache wurde mir bitterlich bewusst, als ich in der letzten Woche die Rauhfutter Vorräte für meine Pferde aufzustocken versuchte. Alle meine Händler waren ausverkauft, obwohl sie mir vor einem Monat noch versicherten, jederzeit gutes Heu und Stroh liefern zu können. Jetzt heißt es auf einmal, wir haben nichts mehr, fragen sie wieder im Mai, da gibt es die neue Ernte!
In zehn Tagen kommen meine 3 Pferde aus Österreich und ich habe gerade noch einen halben Ballen Stroh und einige Kleinballen Heu!
Was soll ich mir jetzt wünschen, Sonnenschein für den Hausbau oder Regen fürs Pferdefutter?????

Fortsetzung folgt...........

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