Mittwoch, 31. August 2011

Fastenzeit

Obwohl kein Kirchengänger, wurde mir schon vor vielen, vielen Jahren, der Sinn der Fastenzeit klar, - die guten Dinge verlieren ihren Wert und man weiß sie nicht mehr zu schätzen, wenn man sie täglich am Tisch hat. Da mein Mann gutes Essen über alles liebt, war unser Kühlschrank immer voll gefüllt mit leckeren Dingen und ich habe mir stundenlang den Kopf zerbrochen, was ich denn Weihnachten oder Ostern kochen sollte, um diese Feste, mit besonderen Mahlzeiten hervorzuheben!
Jetzt erlebe ich eine Fastenzeit der besonderen Art, - Dinge des alltäglichen Lebens, die ich nie als etwas Besonderes geschätzt habe, sind auf einmal nicht mehr selbstverständlich!
Jetzt stelle ich es mir traumhaft vor, wenn ich zu einem Wasserhahn gehen kann, ohne über Schuttberge kraxeln zu müssen, wie es sein wird, ganz normal in ein Badezimmer zu gehen, duschen, pflegen, eincremen...., in eine Küche zu gehen und einfach eine Kastentüre öffnen, die Ölflasche entnehmen, und guten Salat zubereiten, ohne dass ich dafür mein Bett zur Seite schieben muss, um an die Kiste mit der Ölflasche zu kommen.
Meine malerische Freiluft  Küche, ist meist ein wildes Sammelsurium von Werkzeugen und essbaren Dingen.
Im großen und Ganzen finde ich dies als eine sehr heilsame Erfahrung, ich denke 70% der Erdenbewohner leben unter schlechteren Umständen! Ich habe dies selbst gewählt, ich kann jederzeit in mein Auto steigen, in ein Restaurant essen gehen usw. , - wie viele Menschen können das nicht!
Ich muss auch immer an die vielen Menschen denken, die hier um einen Hungerlohn mein Haus renovieren, täglich stundenlang in der größten Hitze Schwerstarbeit verrichten, keiner der Arbeiter bezieht mehr als 500,- Euro Monatslohn!
So bewundere ich auch das können und den Fleiß, des kleinen alten Mannes, der gerade meine Gartenmauer neu errichtet. Ich habe diese Arbeit bei einer ansäßigen Firma in Auftrag gegeben und dachte, die werden mir jetzt 5 Arnold Schwarzenegger schicken, weit gefehlt!
Das errichten dieser Natursteinmauern ohne Beton, ist eine Kunst, die nur mehr wenige beherrschen! Der Chef der Firma baggert die benötigten Steine an Ort und Stelle, das ist aber auch alles, der Rest ist Handarbeit. So war ich dann wirklich verblüfft, dass die 2 kräftigeren Männer lediglich die Handlanger waren,  Lehmgemisch zubereiten und Schubkarren fahren, - der eigentliche Erbauer der edlen Mauer ist ein altes Männchen, sicher einen Kopf kleiner wie ich und keine 50kg schwer. Er visiert den Steinehaufen an, und plötzlich schießt er los, hebt einen Stein auf, - er passt punktgenau in die Mauer! Nebenbei hat dieses Fliegengewicht keine Probleme, einen 40kg Stein aufzuheben und ihn sanft auf die Mauer zu setzen, - einfach unglaublich!



So bewundere ich jeden Abend das neu entstandene Mauerstück, leider kann ich mir derzeit nur 30 Laufmeter neue Mauer leisten, ..... angedenk der vielen halb verfallenen Mauern auf meinem Grundstück, kann ich, das nötige Kapital vorausgesetzt, dieses Genie von Mauerbauer, bis zu seinem hundertsten Geburtstag beschäftigen! (auf den Fotos ist der alte Mann, derjenige mit dem weißen Hut, er ist so klein, dass er kaum zu sehen ist!)
Fortsetzung folgt......

1 Kommentar:

  1. Liebe Helga,
    wie schön können Steine sein! Beim Anblick der fertigen Mauer wirst Du jeden einzelnen Stein mit Genugtuung betrachten können, fast als ob jeder einzelne eines Deiner Kinder ist.
    Und wie genußvoll wird Dein erstes Mahl in der neuen Küche sein, wenn Du nicht vorher den Bauschutt abkratzen mußt.
    Wünsche Dir viel Standhaftigkeit und Zielstrebigkeit.
    Alles Liebe
    Christine

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