Mittwoch, 14. September 2011

Langsam nimmt alles Gestalt an

So mieslich meine derzeitige Lebenssituation auch ist, es hat einen großen Vorteil! Man ist vor Ort, praktiziert so quasi schon das zukünftige Leben, - macht täglich seine Erfahrungen, und krempelt so manche frühere Entscheidung wieder um.
Im alltäglichen Leben, macht man diverse Erfahrungen, - hier ist es schön in der Sonne zu Frühstücken, hier brauche ich mehr Beschattung, hier wäre ein Platz zum Stiefel waschen super,.....
Gott sei Dank ist meine bauliche Mann schaft flexibel und sagt zu allem, SUPER IDEE. Die Arbeiter sind wirklich ein Seegen, besonders der kleine Bulgare, - er liebt es anscheinend genau so wie ich, die Dinge schön zu gestalten und Harmonie in die Proportionen zu bringen. Wir tüfteln ewig herum, wie ein Torbogen gestaltet wird, und wenn es fertig ist, freut er sich genau so wie ich, dass die Arbeit gelungen ist!
Vor einigen Tagen, kam eine vorsichtige Anfrage, ... es ist so heiß, ... ob es denn in Österreich nicht üblich ist, dass der Bauherr manchmal ein kühles Bier spendiert?
Oh Gott, wie konnte ich das vergessen, zuhause habe ich immer Kistenweise Bier für meine Maurer angeschleppt!!! Flugs stieg ich ins Auto und fuhr zum nächsten Cafe um drei kühle Sagres zu besorgen. Ich muss sagen, das hebt die Arbeitsmoral ungemein, - jetzt arbeiten meine Mannen oft freiwillig noch ein zwei Stunden länger, damit die Senhora endlich wieder ein Casa de Banjo hat, und vor der Heimfahrt gibt es dann noch ein kühles Bier, - sehr genügsam, meine Maurer in Österreich, fragten schon um 9h früh nach der zweiten Flasche!
Wie man ja auf diversen Fotos sehen konnte, fehlt meinem Haus seit einigen Wochen fast das ganze Dach!
Insgeheim habe ich mich schon gefragt, warum das Dach denn so ruck zuck weg musste, wenn es dann nicht unverzüglich neu gedeckt wird, - die Regenzeit naht, macht mich irgendwie nervös!
Nicht das die Arbeiter nicht fleißig wären, die Küche ist schon neu verputzt, die Torbögen sind fertig, Paulo der Maurer bastelt fleißig am überdachten Eingang herum, - alles Dinge, die man auch später machen könnte, wo bleibt das Dach?
Zuerst hörte ich, die Holzbaufirma für den Dachstuhl ist auf Urlaub,- jetzt sind aber schon wieder 2 Wochen vergangen..... heute hat sich das Geheimnis gelüftet, Maestro Elektricista war auf der Farm, jetzt kann es los gehen!
Bevor nämlich das Dach gemacht wird, muss die Hauptstromleitung anders verlegt werden, - in Portugal ein Staatsakt. Bei uns ruf ich die OKA an, am nächsten Tag ist das erledigt, die nötige Stromzufuhr zu einem Haushalt ist in Österreich kein Thema,- sie brauchen eine stärkere Leitung, - ja bitte sehr, wir verkaufen ihnen gerne mehr Strom...... In Portugal kommt die Stromzufuhr einem Gnadengesuch gleich. Kraftstrom im Haushalt? Aber kein hindenken, sind sie etwa ein industrielles Unternehmen? Nein, ich habe nur eine kleine Farm, - ja, dann geht das auch ohne Kraftstrom, - aber bitte ich hätte gerne auf einem E- Herd gekocht!!!!
Kein Problem, der Herd geht auch ohne Kraftstrom, sie dürfen nur zur gleichen Zeit keine anderen Geräte einschalten!
Also werde ich hier das gleiche Spiel haben wie in Escaroupim, Wasserkocher einschalten, heißt Herd nicht benützen, also Kaffee kochen und Eier kochen ist zur selben Zeit nicht möglich, Haare föhnen, während die Kartoffel kochen, - macht man nur kurz, nach einer Minute macht es bumm, die Sicherung fällt und man steht im Dunklen. Die Zuleitung von mehr Strom ist zwar prinzipiell möglich, doch mit Kosten von mehr als 20 000.- Euro verbunden. Also werde ich weiter fleißig ein und aus stecken und gelegentlich im Dunklen sitzen, wenn ich mal wieder vergessen habe, dass ich nicht in Österreich lebe, wo die Waschmaschine läuft, der Geschirrspüler rumpelt, der Kuchen im Ofen bäckt und ich trotzdem noch sorglos meine Haare föhnen kann.
Jedenfalls hat der elektrische Meister heute alles für gut befunden, der Dachsteher für die Stromleitung darf verlegt werden, hoffentlich bekomme ich dann bald ein Dach!


Ach und übrigens, einer Auflage bin ich mit Müh und Not entronnen, - der ablesbare Stromzähler sollte am Einfahrtstor montiert werden! In Portugal kommt nämlich monatlich der "Strommann" um den Zählerstand abzulesen und damit er nicht zum Haus muss, soll der Zählerkasten auf der Strasse montiert werden. Ein riesen Aufwand, arbeitsmäßig und finanziell.
Jetzt darf ich meinen Stromkasten an der Außenmauer des Hauses montieren, - sehr dekorativ!!!!
Innerlich habe ich trotzdem gegrinst, ich dachte, guter Mann, der Stromzähler an der Außenwand hilft dir gar nichts, in Kürze wird die Einfahrt mit einem Tor verschlossen sein, und dann kann dein Stromableser entweder über die Mauer klettern, oder warten bis ich wieder zuhause bin, und dann könnte er den Strom eigentlich auch im Haus ablesen.
Aber das ist Portugiesische Logik, solchen Unsinn muss man gelassen akzeptieren, jetzt habe ich jedenfalls alles unterschrieben und genehmigt.
Wenn ich das Geld hätte, würde ich eine Votovoltaik Anlage installieren, dann könnte mir diese hochnäsige Portugiesische Stromgesellschaft sanft den Buckel hinunter rutschen!
Fortsetzung folgt......

1 Kommentar:

  1. Liebe Helga,

    ja, ja das Cabaret geht weiter..... Muß Dich ja wirklich bewundern, ich in Deiner Situation hätt ich schon einen Herzinfarkt bekommen von den vielen Aufregungen.
    Der Torbogen schau wirklich super aus, ist er vom Wohnzimmer in die Küche? Ich kann mir auch überhaupt nicht vorstellen, daß Du keinen Kraftstrom bekommen kannst ohne horrende Kosten. Ist ja furchtbar für alle Zeit so auf jeden Stromverbraucher achten zu müssen. Da gibts nur ein Lösung: Haare auf "Stifterlfrisur" wie bei mir ändern, dann brauchst keinen Fön mehr, Waschmaschine durch Waschrumpel austauschen, Kaffee gibts in der Früh und Eier nur am Abend. Und statt selbstgebackenen durftenden Kuchen gibts Kekse aus der Dose. Übrigens hat es bisher keinen Stromkasten gegeben? Wo war denn der?
    Aber ich denke vielleicht bringt die Zukunft doch noch eine Lösung des Stromproblems.

    Freu mich heute schon auf eine Besichtigung!
    Alles Liebe
    Christine

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