Dienstag, 22. November 2011

Leider zu früh gefreut!

So schön hätte alles klappen können, aber leider nein! Endlich hatte ich alles beisammen, Fliesen, Bordüre, Kleber, doch Paulo stand nur vor sich hin murmelnd und Kopf schüttelnd vor der Küchenwand!
Was ist los, gibt es ein Problem? Die Fliesen müssen geschnitten werden, - ja die müssen meistens geschnitten werden, also schneide sie! Ich habe keine Maschine zum Schneiden, die hat Gusi in Tavira. Super, Super, - also jetzt verlegen wir mal diejenigen die nicht geschnitten werden müssen, dann sehen wir weiter.
Maestre Raposo fährt vor, - ach wenigstens etwas das klappt, Fenster und Türen werde geliefert!
Die Männer beginnen mit dem Einbau, zuerst das Küchenfenster, passt am Millimeter genau,- Paulo der Maurer hat super Vorarbeit geleistet!
Dann kommt die Terassentüre, alles problemlos, die alten Steine wurden perfekt wieder eingepasst, die Türe sitzt punktgenau.
Ich bringe die Pferde auf die Wiese und lasse die Männer in Ruhe arbeiten. Da es sonnig und warm ist, schneide ich weiter an dem verwilderten Garten herum und freue mich schon auf den Abend. Endlich kann ich alles verschließen, heute Nacht wird es Gewitter und Wolkenbrüche geben, schon ein gutes Gefühl, wenn alles wind und wetterfest verschlossen ist.
Als ich nach einiger Zeit wieder zum Haus zurück komme, stehen alle Arbeiter wild diskutierend beim Hauseingang.
Was ist los, gibt es ein Problem? Alle reden durcheinander, das Loch ist zu klein, nein die Türe ist zu groß, nein hier stehen die Maße, es stimmt genau, nein da hast du falsch verstanden, nicht 5 Millimeter, sondern 5 Zentimeter.
Jetzt einmal Ruhe, alle miteinander, die Türöffnung entspricht genau den Maßen, die sie uns bekannt gegeben haben werte Herren! Aber die Türe ist zu groß, haben sie nicht vielleicht eine größere bestellt? Das glaube ich nicht, aber ich suche einmal im Computer ihre Auftragsbestätigung.
So, bitte, da steht es schwarz auf weiß, ich habe keine größere Türe bestellt, sie haben offenbar die falsche geliefert!
Ein schöner SCH... was tun? Eine Neubestellung dauer 8 Wochen, - nein ich habe einfach keine Lust mehr so lange zu warten, es wird jetzt zunehmend kalt und feucht! Also bleibt nur eines, die schöne Türöffnung, an der Paulo 3 Tage lang gearbeitet hat um sie ganz exakt zu mauern, muss wieder zerstört werden und neu gebaut werden. Das dauert zwar mindestens eine Woche, aber besser eine als acht!
So wird es nichts mit meinem Freudenfest am Abend, keine fertig geflieste Küche, kein verschlossenes Haus,- doch ich mache es wie immer, stelle mir einfach im Geiste vor, das alles schon fertig ist, freue mich am neuen Küchenfenster und sehe mich schon in der Küche kochen.




Des Nächtens prasselt der versprochene Regen auf die Dachfolie, hoffentlich hält sie auch weiter gut dicht, denn Dachziegel sind immer noch nicht in Sicht!




Am Morgen ist es schon wieder strahlend blau und warm, das Grundstück gleicht zwar einem See, doch die Pferde und der Hund haben gleichermaßen Spaß durchs Wasser zu fetzen. Ich genieße in Ruhe die strahlend schöne, frisch gewaschene Natur, sehe und staune.
 Ein Olivenbaum glitzert wie mit tausend bunten Diamanten besetzt, die seltsamsten Blumen erblühen und ich glaubte es kaum, - an der staubtrockenen Algarve sprießen Farne aus den Steinmauern! Grüne Moose breiten sich aus und auf den Bäumen beginnen dicke Flechten zu wachsen.






Leider wird die Sonntägliche Idylle von Jägern gestört, die in den umliegenden, verwilderten Grundstücken  herum ballern.
 Ich habe größte Mühe Cid bei mir zu behalten, er will unbedingt über die Mauern springen und die wild kläffenden Jagdhunde besuchen! Einmal gelingt es ihm auch, ich hetze hinterher, mitten in die Schar der Jäger! Ich stammle etwas von Entschuldigung und junger Hund,-  sie sind nicht unfreundlich, streicheln Cid und ich höre sie lange hinter mir her lachen, als ich den jaulenden Cid am Nackenfell Richtung Haus ziehe!
Jäger haben in Portugal leider sehr viele Rechte, es ist öffentlich, dass Donnerstag und Sonntag gejagt wird, man wird auch von Seiten der Gemeinde davor gewarnt, an diesen Tagen im offenen Land zu Wandern oder Rad zu fahren. Ich glaube, wenn man Donnerstag oder Sonntag im Busch erschossen wird, hat man einfach Pech gehabt!
In diesem Land braucht es noch viel Arbeit, bis einmal aus dem Jäger ein Heger wird. Es laufen auf der einen Seite große Projekte, auch von Universitäten gestützt um seltene Tiere wieder vermehrt anzusiedeln, die riesigen verwilderten Landstriche Portugals, sind ja dafür wie geschaffen. Andererseits stört dies natürlich die Jäger und Jagen hat in Portugal einen sehr hohen gesellschaftlichen Status! Man sieht sogar im Herbst in den Fernsehnachrichten Ausschnitte von Jagden .So eine Gesellschaft pflügt Sonntags durch den Wald, die getöteten Tiere werden anschließend mit Amphibien Fahrzeugen aus dem unwegsamen Gelände gezogen, dort wo die Technik versagt, werden starke Maultiere eingespannt. Das Schlußbild zeigt dann einen riesigen Parkplatz randvoll mit den Leichen von Wildschweinen Hirschen und sonstigem. Da liegt nicht eine kleine Jagdbeute, sondern hunderte von Tieren.
Mir ist zum Weinen bei diesen Bildern, ich denke, heute früh sind die alle noch fröhlich und unbekümmert durch ihre kleine heile Welt gezogen und jetzt liegt hier ein riesiger Berg totes Fleisch. Wozu ist das notwendig, wir haben doch alle genug zu essen!
Also träume ich weiter, von einem Haus mit Türen und vielleicht einmal, als obersten Luxus einen Gartenzaun, damit meine kleine Welt heil bleibt!



Fortsetzung folgt

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