Donnerstag, 15. Dezember 2011

Vorweihnacht an der Algarve

Irgendwann, in grauer Vorzeit, war die Adventzeit in Österreich, für mich wohl eine der schönsten Jahreszeiten.
Ja, ich hatte viel Arbeit im Geschäft, schaffte es dennoch abends Kekse zu backen, samt dem Trubel wurde es ruhig und still, es breitete sich eine gewisse Andacht aus. In den Geschäften wurde man geduldig und liebevoll beraten, wenn man die Geschenke für seine Liebsten aussuchte. Es gab gemütliche Abende mit Freunden, ein warmes Feuer im Kamin, man hatte trotz der Vorbereitungen Zeit miteinander zu reden.
Irgendwann hat so schleichend ein Wandel eingesetzt, alles wurde immer Hektischer, Stille Nacht, gab es schon im November, zu Freunden sagte man, wir treffen uns in Ruhe im Januar, wenn endlich alles vorbei ist!!!
Ich zermarterte mir den Kopf, wie denn wohl das Weihnachts Menue aussehen soll, - wir schlemmen ja das ganze Jahr, wie kann ich da noch toppen? Geschenke kaufen wurde auch immer schwieriger, - wir hatten doch schon alle alles!
So hat sich für mich diese einstmals so wunderschöne Zeit, klammheimlich zu einer Zeit gewandelt, von der man nur denkt, - wenn es denn nur schon vorüber währe und endlich wieder Ruhe und Frieden einkehrt!
Also ganz ehrlich gesagt, ich bin froh, den Dezember in Portugal zu verbringen!
Die Algarve überrascht mich in dieser Hinsicht sehr positiv!
Ich war ja schon öfter im Dezember im Ribatejo, nähe Lissabon. Dort gab es für mich Null Weihnachtsstimmung. Alles ist schrill und kitschig dekoriert, es geht um Buisness, so wie bei uns auch!
Hier an der Algarve ist es still und herzlich! Die Sommergäste sind weg, Ruhe ist eingekehrt, das Leben wird winterlich langsam!
Die bescheidenen Dekorationen, sind eher sparsam und mit natürlichen Materialien gestaltet. Die Hektik des Sommers ist vorbei, man hat wieder Zeit miteinander zu reden. Irgendwie ruht auch die Natur, obwohl alles grün ist, - die Blütenpracht des Sommers schweigt, dafür blühen jetzt die Weihnachtssterne in den Gärten.
Die Supermärkte in denen natürlich auch die vielen Ausländer einkaufen, die das ganze Jahr hier leben, sind sehr multikulturell bestückt!
Für die Engländer steht Plumpudding im Regal, die Holländer finden ihre Mandelspekulatius, die Deutschen Dresdner Stollen und Marzipan.
 Es gibt viele Weihnachtsmärkte auf denen Handwerkskunst und selbst gebackenes und eingelegtes verkauft wird, - ländlich bescheiden oder stylisch, je nachdem ob in den Bergdörfern oder den High Society Vierteln am Meer. Eines jedoch haben alle diese Veranstaltungen gemeinsam, - es sind alles Charity Veranstaltungen, das heißt der Erlös fließt in Hilfswerke!
Auch beim Gemischtwarenhändler im Dorf, steht ein Töpfchen bei der Kassa, mit der Bitte um eine 5 Euro Spende, für die Obdachlosen in Faro. Eine Gruppe Menschen kocht ihnen dafür am Heiligen Abend den Traditionellen Bakalhau und überreicht ein kleines Geschenk.
Der Grundtenor hier ist irgendwie, - Weihnachten wollen wir an alle denken, auch an jene, die wir oft in der Hektik des Alltags übersehen, - eine schöne Stimmung!
Natürlich ist es schwer Gefühle in Worte zu fassen, - vor einigen Tagen war ich auf der Post um einen Brief aufzugeben. Am Schalter eine lange Schlange, ich hatte die Nummer 144, auf der Leuchtanzeige, war gerade Nummer 103 an der Reihe, also mindestens eine Stunde warten, wenn es gut geht.
 Um mir die Zeit zu vertreiben ging ich zwischendurch auf die Straße und betrachtete die Auslagen. Ein Altwarengeschäft machte mich neugierig und ich betrat den Laden. Die Verkäuferin fragte mich nach meinen Wünschen, - ich sagte, nein Danke, ich möchte mich nur etwas umsehen.Sie sagte, aber gerne, verschwand in einem Nebenraum um mit einem Teller Kekse wieder aufzutauchen. Bitte probieren sie eines, ich habe sie selbst gebacken. Ich hatte wohl einen sehr verdutzten Gesichtsausdruck, denn sie meinte, - nehmen sie nur, es ist bald Weihnachten, wir alle freuen uns, wir alle sind Menschen!

Fortsetzung folgt.......

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