Donnerstag, 13. November 2014

Xenia, ihre Hunde und die Folgen

Als Praktikantin Nr.3 kam Xenia zu mir und sie wollte ihre beiden Hunde mitbringen. Anfänglich war ich sehr skeptisch, Cid und Annie die Katze, wird das wohl gut gehen? Meine Bedenken wurden noch verstärkt, als Cid im Mai sogar einen 3 Monate alten Welpen auf meiner Terasse attackierte.
Doch Xenia war fest entschlossen es zu probieren und versprach auch bei eventuellen Schwierigkeiten wieder abzureisen.
Also OK, - wir starteten das Abenteuer und gingen alles sehr vorsichtig an. Cid war im Haus eingesperrt, ich holte Xenia samt Hunden am Flughafen ab und ließ sie erst einmal mit ihren Hunden auf einer neutralen Wiese in der Nähe meines Hauses aussteigen. Anschließend fuhr ich mit dem Gepäck zur Farm und ließ Cid aus dem Haus.
Nun begab ich mich mit Cid zur Wiese auf der Xenia mit ihren Hunden wartete. Cid erblickte "Eliot" den schönen Weimaraner Rüden, gab Vollgas und hing im nächsten Moment an Eliots Gurgel.
Xenia wollte ihn mit sanftem "Schhhh, Schhh" wegziehen, - doch Cid hing schon wieder an Eliot.
Shit, - da helfen nur mehr massive Fußtritte, - zögernd ließ Cid von Eliot ab und ich zog ihn mit Mühe zurück zu unserer Farm. Xenias zweiter Hund, eine winzig kleine, weiße wuschelige Hündin, hilt sich ganz dezent aus der Rauferei der Männer heraus.
Nun ja, - ein schönes Schlamassel, - ich sperrte Cid wieder ins Haus, zeigte Xenia ihr Zimmer und versorgte sie mit dem Nötigsten, - jetzt nur mehr schlafen, - morgen ist ein neuer Tag.
In der Nacht hatte ich eine Art Halbtraum, da fiel mir ein das Cid immer davon ging wenn ich mit dem Schlauch die Blumen goss. Wasserschlauch, Wasserpistole, - gibt es so etwas heute noch?
Am nächsten Morgen nahm ich Cid an die Leine, in der anderen Hand den Wasserschlauch mit der spritzbereiten Düse. Nun bat ich Xenia mit Eliot an der Leine ihr Haus zu verlassen und Cid startete mit solcher Wucht los, das ich fast hinterher geflogen wäre, aber genau so schnell traf ihn mein Wasserstrahl.
Nach 3 weiteren Attacken von Cid, die ihm jeweils eine kalte Dusche eingebracht hatten, konnte Xenia mit ihren Hunden problemlos vorbei spazieren. Juhuu, das war die Lösung.
Wir versorgten schnell die Pferde und fuhren nach Sao Bras um im Chinesischen Shop eine Wasserpistole zu suchen.
Die Wasserpistolen meiner Kindheit gab es leider nicht mehr zu kaufen, doch wir erstanden ein sehr stylisches Maschinengewehr, das genau so wunderbar spritzte. So war Xenia in den nächsten Tagen mit ihren Hunden und der MP bewaffnet unterwegs.
Es dauerte gerade einmal 3 Tage und unsere Hunde wurden "best friends", tranken aus der gleichen Schüssel und tobten im Spiel über den Reitplatz.
Cid gefiel natürlich besonders, das Xenia mit den Hunden täglich 3 bis 4 Stunden spazieren ging, Cid war in seinem Element, durchstreifte das Land, hatte endlich sein Rudel und seine Augen strahlten, wenn er von den Ausflügen zurück kam.



Unser " Hunderudel" friedlich vereint!












Als Xenia im August einmal alleine mit ihren Hunden weg ging, saß Cid stundenlang heulend, winselnd und bellend im Haus.
Mir kamen mehr und mehr Bedenken, Eliot jagte meine Katze Anny, sie kam fast nicht mehr zum Haus, - Xenia wird irgendwann wieder weg sein, - wie wird das mit meinen Tieren weiter gehen?
Eines stand nun fest, ich brauchte einen zweiten Hund, - nein falsch, ich brauche keinen zweiten Hund, aber Cid braucht einen! Und Eliot muss auf dem Grundstück an die Leine, ich will meine Anny nicht verlieren!
So begann ich etwas halbherzig mit der Suche, - die Kunde verbreitete sich im Nu und von allen Seiten wurden mir Hundewelpen angetragen. Es gab ja hunderte Hunde in der Umgebung die verzweifelt einen Platz suchten, - alle sind sie lieb, doch keiner sprang in mein Herz.
Helga, mach dir keinen Stress, der richtige Hund wird einfach eines Tages da stehen, ganz unvermittelt, einfach so. Das sich dieser Gedanke in meinem Kopf so wörtlich erfüllen sollte, ahnte ich damals noch nicht!
Xenia ging 2x die Woche in das Tierheim in Goldra um dort zu helfen. Ich bezeichne Goldra ja nicht als "Tierheim", sondern als "Sammelstelle" für Hunde. Ja, vielleicht besser als gar nichts, - hier gibt es zumindest Wasser und Futter für die Hunde, - doch über hundert Hunde in mehr oder weniger kleine Zwinger eingesperrt,....ein Gebell, Geheul und Gewinsle! Ich meide diesen Ort so gut es geht, Jeder einzelne dieser Hunde hofft auf ein Zuhause, Streicheleinheiten und ein Hundewürdiges Leben.
Was soll ich machen, ich bin so hilflos Angesichts dieses Elends, - dabei ist Goldra auch noch ein Paradies im Vergleich zu den staatlichen "Tierheimen".
Ich habe auch großen Respekt vor den Menschen, die diese Hunde Tag für Tag betreuen, - ich weiß auch sie würden den Tieren gerne bessere Umstände gönnen, man tut halt was man kann,...
Xenia überredete mich eines Tages mit ihr nach Goldra zu fahren, dort sei ein junger Rüde, so süß, sie sei total verliebt in ihn, ob ich den nicht nehmen könnte?
Also fuhren wir Freitag Nachmittag, völlig ungeplant nach Goldra um Andy den goldgelben Rüden zu besichtigen.
Dort angekommen, stellte ich enttäuscht fest, der Parkplatz war leer, Jan die Betreiberin des Asyls, war offenbar nicht zu hause. Ich parkte den Pajero vorsichtig neben einigen Kisten die mit Plastikplanen bedeckt waren. Wir wanderten hinunter zu den Zwingern, wo mir Xenia ganz stolz ihren Andy präsentierte. Ein wunderschöner Hund, liebes Gesicht und himmlische Augen, doch ich erkannte zugleich, er ist ein "Hosenscheißer" durch und durch. Ich verstehe ja nichts von Hunden, bin eine Pferdefrau, doch ein gutes Gespür habe ich trotzdem für alle Tiere, ihr Wesen erkenne ich binnen Sekunden.
"Xenia, leider nein, das ist kein Hund der zu mir passt, aber nimm ihn doch für dich, du liebst ihn doch von Herzen!" Ich brauche einen souveränen Hund, selbständig, klar in seinen Entscheidungen, - er soll auch ohne mich, als Beschützer an seiner Seite, eigenständig Entscheidungen treffen können.
Ich lebe gerne im Team mit meinen Tieren, manchmal treffe ich die Entscheidungen, aber manchmal höre ich auch auf ihre Entscheidungen! Keine Sorge, - mein Hund steht schon irgendwo.
So wanderten wir zurück zum Auto, dort erwartete uns nun der Partner von Jan, der gerade die Plane von den Kisten weg zog.
Ja, was ist den das? Eine große Hundebox, 2 gelbe Augen, Zottelfell, drohendes Geknurre und daneben ein kleiner Drahtkäfig mit einer winzigen weißen Katze die kläglich miaute!
Der Mann meinte, das sind wirklich verrückte Geschichten, die Katze hat gerade jemand hier abgestellt, wir haben aber keinen Platz für Katzen und den Hund da. hat eine Tierfreundin aus dem staatlichen Tierheim in Albufeira geklaut, weil er dort angeblich getötet werden sollte. Wir haben aber festgestellt das die Hündin frisch kastriert ist und einen Chip hat, - also muss sie zurück nach Albufeira, ich hab das der Frau auch gesagt, wir haben ohnehin keinen Platz!
Da krampfte sich mein Herz zusammen, die Hündinn, gerade operiert, nur mehr Haut und Knochen, teilweise ohne Fell in der winzigen Box unter der Plastikplane, - wie nun, zurück nach Albufeira, wo man einen Hund in so einem Zustand lässt?????
Nein, nein, das geht einfach nicht, - die Hündin geht auf keinen Fall dorthin zurück, die Katze nehme ich auch und Xenia nimmt den gelben Rüden!
Tja so einfach ist das alles nicht, wir müssten mit den zuständigen Personen sprechen und dann vielleicht, aber nur vielleicht, würden wir die Tiere bekommen.
Zuhause angekommen klemmte ich mich gleich ans Telefon, rief Marie, die zweite Leiterin von Goldra an, - ja sie werde sich erkundigen und Bescheid geben,...
Samstag kam dann eine eiskalte Abfuhr, - ja Helga, wo denkst du den hin? Dein Grundstück hat keinen Zaun, wir können dir keine Hunde geben, das wäre unverantwortlich!
Ich schluckte wirklich hart an dieser bitteren Pille, - ein kleiner Käfig in dem die Hunde oft in ihren Excrementen sitzen, ist anscheinend die bessere Lösung?
Egal wie es dem Hund geht, Hauptsache sicher eingesperrt?????
Ich wartete erst einmal ab, sendete den Tieren gute Gedanken und dachte wenn die Tierärztin am Montag den Chip der Hündin checkt, stellt sich vielleicht heraus, das es bereits einen liebevollen neuen Besitzer gab.
Am darauffolgenden Montag erledigte Xenia wie üblich ihren Dienst in Goldra und kam grinsend zurück. In ihrer Hand schwenkte sie den winzigen Drahtkäfig mit der kleinen weißen Katze.
Kein Hund, aber eine neue Katze, - so kam Emil in mein Haus.


Emil ist ein starker kleiner Kater, spricht den ganzen Tag mit mir, ist einmal ein kleines Baby, mal ein pfauchendes Monster, das weiße Gegenstück zu meiner schwarzen Anny.
Er ist so mutig und energisch, das ich oft vergesse, wie klein er noch ist. Erst wenn er sich in den Steinmauern verläuft und dann kläglich miauend darauf wartet das ich ihn hole, wird mir bewusst das er erst wenige Wochen alt ist.


Von der Hündin habe ich nichts mehr gehört, Marie war im Ausland, Jan konnte keine Auskunft geben, zwei Wochen vergingen. Ich besichtigte weitere Welpen, doch tief im Inneren wusste ich, irgendwo steht schon der Hund der auf mich wartet.


Fortsetzung folgt,........

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